2. Aktuelles aus Niedersachsen
Projekt zur Aufbereitung von Versorgungspfaden und modularen Wegweisern für Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten
Das an der LVG & AFS verortete Projekt „Aufbereitung und Dissemination eines Konzeptes zur Koordination von Hilfen für psychisch kranke Kinder und Jugendliche“ ist Anfang dieses Jahres gestartet. Im vorangegangenen Kooperationsprojekt des Caritas Forum Demenz wurden Versorgungspfade und modulare Wegweiser in Form von Steckbriefen der Versorgungs-, Begleitungs- und Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten erstellt. Das Ziel des vom Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung geförderten Nachfolgeprojektes ist es, diese Arbeitshilfen auf multiprofessioneller Ebene zu aktualisieren und auf der Website der LSPK zur Verfügung zu stellen. Damit soll zum einen die Transparenz bestehender Angebote für Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten erhöht und zum anderen die Kooperation von Fachpersonen und Institutionen optimiert werden. Dazu hat sich eine Gruppe aus Expert*innen unterschiedlicher Arbeitsbereiche gegründet, die die Aktualisierung und digitale Aufbereitung der Arbeitsmaterialien begleitet. Dabei stehen die Bedarfe von Betroffenen und Angehörigen sowie Fachpersonen im Mittelpunkt. Ein kurzes Handbuch sowie ein Film zur Nutzung der Materialien sollen die niedrigschwellige Verwendung der aufbereiteten Arbeitshilfen ermöglichen. In einem nächsten Schritt sollen die Arbeitshilfen in Niedersachsen disseminiert werden. Für Ende März 2023 ist dafür unter anderem eine Abschlussveranstaltung geplant, bei der die genannten Arbeitshilfen vorgestellt werden. Der konkrete Termin wird Ihnen über die Website der LVG & AFS und der LSPK rechtzeitig bekannt gegeben.
Haben Sie weiterführendes Interesse an diesem Projekt? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu den zuständigen Fachreferentinnen auf: Iris Lettau (iris.lettau@gesundheit-nds.de) & Anna-Lena Mazhari (anna-lena.mazhari@gesundheit-nds.de).
Landesfachbeirat Psychiatrie Niedersachsen (LFBPN): Vorsitzwechsel Am 21. September 2022 ist Herr Wolfram Beins auf der Dienstbesprechung der Sozialpsychiatrischen Dienste von allen Anwesenden und mit Standing Ovations aus dem Vorstand des Landesfachbeirats Niedersachsen verabschiedet worden. Für Herrn Beins enden somit Jahrzehnte verantwortlicher Tätigkeit im Landesfachbeirat, für die auch die Landesstelle Psychiatriekoordination ihren Dank aussprechen möchte. Herr Prof. Detlef Dietrich und Frau Karin Aumann werden den Vorsitz im Duo übernehmen.
Zum Andenken an Klaus Dörner
Dr. Eva-Maria Franck, AMEOS Klinikum Hildesheim, gedenkt dem verstorbenen Klaus Dörner im Namen des Landesfachbeirats Psychiatrie Niedersachsen:
Am 25. September 2022 verstarb Klaus Dörner im Alter von 88 Jahren. Er hinterlässt eine große Lücke – als Mensch und als Psychiater. Er hat, wie nur wenige die psychiatrische Landschaft in Deutschland bis heute verändert und geprägt. Und mehr noch, Klaus Dörner hat das Denken und die Haltung psychiatrisch tätiger Menschen nachhaltig beeinflusst: Mit „Irren ist menschlich“ hat er zusammen mit Ursula Plog eine humanistische, demokratische und zutiefst menschliche Psychiatrie entworfen. Eine, in der psychiatrisch Tätige lernen, sich selbst und das eigene Handeln durch die Augen des Anderen wahrzunehmen und sich in Frage zu stellen. Er entwarf eine Psychiatrie auf Augenhöhe. Diesem Gedanken unter dem Einbezug von Angehörigen, Patient*innen und Professionellen sieht sich der Landesfachbeirat Psychiatrie Niedersachsen (LFBPN) verpflichtet.
Und, Klaus Dörner war ein Gegenüber auf Augenhöhe. Als Theoretiker gelang es ihm, sich in seinen vielen Vorträgen und zahleichen Bücher immer unmittelbar auf die Praxis zu beziehen, ob es um die Verwicklung deutscher Psychiater*innen in die Verbrechen der Nationalsozialisten ging, um gesellschaftliche Verantwortung, um (Versorgungs-)Politik oder um Wohn- und Lebensformen im Alter – sein Denken drehte sich ganz konkret um den menschlichen Umgang, um Achtung und Haltung. Er sah und lebte die Psychiatrie aus der Sicht »der ›von den Schwächsten‹ her denken und bei ihnen beginnen.« Psychiatrie ist nur vollständig, wenn sie diesem Gedanken und Handeln Rechnung trägt und sie muss von ihren Bedingungen her verstanden werden.
Mit seiner Haltung geriet er von Anfang an in die Schusslinie traditioneller, hierarchischer Strukturen und deren Vertreter*innen, doch »…wer über das Bestehende hinaus will, kann nicht mit Zustimmung rechnen, schon gar nicht von denen, die ihr eigenes Profi-Profil bedroht sehen müssen.«
Klaus Dörner gehört mit Fug und Recht zu den großen Denkern der Psychiatrie und hat viele Veränderungen angestoßen, er ist sich bis zuletzt treu geblieben – und wenn es heute selbstverständlich ist (oder sein sollte), Angehörige, Peers und Selbsthilfe, Gemeindeorientierung und Hometreatment als unverzichtbare Elemente des Recoveryprozesses zu begreifen, so hat er einen nicht zu überschätzenden Anteil daran.
»Der Mensch ist zudem sowohl geeignet als auch gezwungen, sich zu überschreiten, sich zu transzendieren – auf andere Menschen hin, auf die Zukunft hin, auf die Natur hin…«
Klaus Dörner, 1993