Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!
PD Dr. Keyver-Paik: Privatdozentin Dr. Mignon-Denise Keyver-Paik, Chefärztin der Frauenklinik Wolfsburg, Schwerpunkte in Gynäkologischer Onkologie und Perinatalmedizin und Geburtshilfe. Die Frauenklinik Wolfsburg ist eine von 20 Kliniken und Instituten eines Klinikums in kommunaler Trägerschaft und zusammen mit unserer Kinderklinik, die seit dem vergangenen Jahr einen tollen Neubau hat, betreiben wir ein Perinatalzentrum Level 1 und sind somit für Risikoschwangerschaften und Frühgeburten bestens gerüstet. Zu unserer Frauenklinik gehören zudem ein großes gynäkologisches Krebszentrum sowie ein Brustzentrum. Ich bin 46 Jahre alt, mit einem koreanischen Vater und einer deutschen Mutter im ländlichen Ostwestfalen aufgewachsen und vor einem Jahr aus der Position der Leitenden Oberärztin an der Uni Bonn ins niedersächsische Wolfsburg gekommen.
Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?
PD Dr. Keyver-Paik: Unheimlich reizen würde mich ein runder Tisch mit den Standesvertretungen der Hebammen, der ärztlichen Seite und den Politikern, wie es in Deutschland und eben auch Niedersachsen mit der Geburtshilfe weitergehen soll.
Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?
PD Dr. Keyver-Paik: Das duale (Hebammen-)Studium ist beschlossen und wird umgesetzt, die Strukturprobleme werden dabei aber zurzeit nicht kleiner. Wo bekomme ich genug Externatspartner*innen für die Studierenden her? Wie setzen wir die mit gutem Grund eingeforderten Stunden mit Praxisanleitung unter dem Druck des bereits bestehenden Hebammenmangels weiter um, und wie werden wir dabei Hebammen, Studierenden und vor allem aber den Gebärenden und ihren Familien gerecht? Welche Hilfestellung kommt konkret von den Entscheidern? Was das mit der Gesundheit rund um die Geburt zu tun hat? Nun, wir beschäftigen uns in der Geburtshilfe mit vielen ethischen, kulturellen und medizinisch-wissenschaftlichen Aspekten, aber für alles, was Sie an Qualität und Gesundheitsfürsorge umsetzen möchten, brauchen Sie Mitarbeitende, die mit ihrem Arbeitsumfeld, ihren Aufgaben und ihren Perspektiven zufrieden sind. Geburtshilfe ist Teamsache. Dies ist in Zeiten des Personalmangels oft nicht mehr selbstverständlich. Hier muss dringend etwas passieren.
Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrer/Ihrem Gesprächspartner*in eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?
PD Dr. Keyver-Paik: Wir sind als rein kommunales Haus voll tarifgebunden. Ich wünsche mir, die Geburtshilfe für Hebammen in Krankenhäusern so attraktiv zu gestalten, eben auch tariflich, dass junge Hebammen nach ihrer Ausbildung gerne in der Geburtshilfe eines Krankenhauses arbeiten - auch bei maximaler Belastung wie in einem Perinatalzentrum Level I.
Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?
PD Dr. Keyver-Paik: Wir wollen die Attraktivität unseres Kreißsaals in Wolfsburg für die Ausbildung und als langfristigen Arbeitsplatz weiter verbessern, eine Regel-Kommunikation zwischen Geburtshelfenden, freiberuflichen Hebammen, Klinikhebammen, Familienhebammen und allen, die sich um die Versorgung Schwangerer und Entbundener mit ihren Familien kümmern, fördern und durch eine gelebte Verzahnung die Versorgung rund um die Geburtshilfe in Wolfsburg und der gesamten Region weiter verbessern.
Aktionsbüro: Danke PD Dr. Mignon-Denise Keyver-Paik.