| █ VERSCHIEDENES | Fachgespräch GESUNDHEIT RUND UM DIE GEBURT – WARUM DEUTSCHLAND EIN GEBURTENREGISTER BRAUCHT?! Am 25.06. hatte die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V. (GVG) zu einem hybriden Fachgespräch über die Sinnhaftigkeit eines nationalen Geburtenregisters eingeladen. Moderiert von Niels Reith hielten Dr.in Dagmar Hertle (Ärztin, BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung, bifg) und Prof. Dr. Günther Heller (Leitung Fachbereich Sozialdaten, Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG)) zunächst Impulsvorträge zu einem Lösungsvorschlag in Form eines Stufenplans. In der sich anschließenden Diskussionsrunde kamen Prof. Dr. Günther Heller, Prof.in Dr.in Nicola H. Bauer (Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft & Leitung Institut für Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln), Prof. Dr. Christoph Bührer (Präsident der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) & Direktor der Klinik für Neonatologie, Charité Universitätsmedizin Berlin), Katharina Desery (Vorstandsmitglied der Elternorganisation Mother Hood e.V.), PD Dr. Dietmar Schlembach (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM), Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) & Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin, Vivantes Klinikum Neukölln), Prof. Dr. Ekkehard Schleußner (Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) & Leiter der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena) und Anke Wiemer (Geschäftsführung der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. (QUAG e.V.)) zur Fragestellung „Warum Deutschland ein Geburtenregister braucht?!“ ins Gespräch. Es klang immer wieder deutlich durch, dass das im Verhältnis teure deutsche Gesundheitssystem im Ergebnis nur eine mittelmäßige Versorgungsqualität für Mütter und Kinder gewährleistet. Da unklar ist, warum das so ist, kann nicht gezielt an der Verbesserung der Versorgungsqualität gearbeitet werden. Es besteht Konsens, dass die derzeitige Datenlage rund um die Geburt lückenhaft und zersplittert ist und dass dies weitreichenden Folgen für Versorgungsforschung, Qualitätssicherung und Versorgungssicherheit hat. Ein schrittweise aufzubauendes Register, das bestehende Daten bündelt und ergänzt, würde dazu beitragen, diese Versorgungslücken zu schließen und belastbare Aussagen zur Versorgungsqualität zu ermöglichen. In der abschließenden Zusammenfassung betonte Dr.in Dagmar Hertle die Notwendigkeit, dieses Anliegen und den bestehenden großen Handlungsbedarf nun an die Politik zu transportieren. Ein Artikel zum Thema „Warum Deutschland ein Geburtenregister braucht“ ist von einer Unterarbeitsgruppe der AG Geburt der Nationalen Gesundheitsziele gemeinsam erarbeitet worden und im Juni in der Publikationsreihe der Barmer „Gesundheitswesen aktuell 2025“ erschienen. | Kommunikationsleitfaden "Frauen vor Hitze schützen" Hitze nimmt in Deutschland zu und stellt eines der größten klimawandelbedingten Gesundheitsrisiken dar. Frauen sind besonders von gesundheitlichen Problemen während hoher Temperaturen und Hitzewellen betroffen. Die von Hitze ausgehenden Risiken und Gefahren werden häufig unterschätzt. Deshalb ist es wichtig, fachlich fundierte und zielgruppengerecht aufbereitete Informationen und Verhaltenshinweisen speziell für Frauen zu verbreiten. Dafür sollten Kommunikationswege genutzt werden, über die Frauen in verschiedenen Lebensphasen im Alltag tatsächlich erreicht werden können. Der aktuell von der BARMER veröffentlichte Kommunikationsleitfaden "Frauen vor Hitze schützen" basiert auf den Ergebnissen einer Literaturrecherche und auf Interviews mit Expert:innen. Er wurde – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – im Austausch mit Akteur:innen aus der Praxis und Wissenschaft entwickelt. Der Aufbau folgt dem Schema der 2024 im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erstellten, auf hitzeservice.de veröffentlichten Kommunikationsleitfäden. Diese thematisieren Erreichbarkeit und Ansprache von Menschen im höheren Lebensalter, Kindern, wohnungslosen Menschen, im Freien Arbeitenden, stationär versorgten Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen. | Minister:innen und Senator:innen für Gesundheit der Länder fassen Beschluss zur geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung Die Minister:innen und Senator:innen für Gesundheit der Länder sind sich der Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Medizin und Gesundheitsversorgung bewusst und haben im Juni einen Beschluss zur geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung gefasst. Dieser beinhaltet die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede in Forschung, Prävention, Diagnostik und Behandlung von Krankheiten. Um eine geschlechtersensible Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, setzen sie sich für eine Stärkung der Geschlechterperspektive in der gesundheitlichen Versorgung ein und bitten das Bundesgesundheitsministerium (BMG), die Ärztliche Approbationsordnung (ÄApprO) um Aspekte der geschlechtersensiblen Medizin für den grundlagenwissenschaftlichen, den klinischen und den übergeordneten kompetenzbezogenen Prüfungsstoff zu erweitern. Dadurch soll den Studierenden bereits frühzeitig die Bedeutung der geschlechtersensiblen Medizin vermittelt werden. Die Länder bitten das BMG des Weiteren, zu prüfen, ob die Approbationsordnungen anderer Heilberufe geschlechterspezifische Aspekte ausreichend berücksichtigen und falls nicht, auch in dieser eine entsprechende Ergänzung vorzunehmen, da eine strukturelle Verankerung der geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung bereits in der Ausbildung für alle Bereiche der gesundheitlichen Versorgung für wichtig erachtet wird. Auch für die anstehende Novellierung der Berufsgesetze der Gesundheitsfachberufe sowie bei einer berufsgesetzlichen Regelung der Osteopathie wünschen sich die Minister:innen und Senator:innen für Gesundheit der Länder eine Verankerung in den Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen. Die Kultusministerkonferenz wird über den Beschluss informiert und um Unterstützung des Anliegens gebeten. | „Die Gesundheit rund um die Geburt im Land Brandenburg stärken“ Das Team der Fachstelle Gesundheitsziele im Land Brandenburg bot am 8. Juli den 6. Teil der digitalen Veranstaltungsreihe "Die Gesundheit rund um die Geburt im Land Brandenburg stärken“ an. Dr.in Sabrina Marquardt, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Schwerpunkt spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin im Ernst von Bergmann Klinikum in Potsdam, referierte zum Thema „Förderung der physiologischen Geburt“. Untermalt von Praxisbeispielen stellte sie statistische Zahlen zur Sectio-Rate in Deutschland im internationalen Vergleich vor und beleuchtete kritisch die in der Literatur beschriebenen absoluten und relativen Sectio-Indikationen. Anschließend ging sie auf die Bedeutung eines ausführlichen geburtshilflichen Vorgesprächs insbesondere für Frauen bei Zustand nach Kaiserschnitt oder Kaiserschnittwunsch ein, in dem Ängste und Sorgen der Schwangeren gehört und besprochen werden und auch Fehlinformationen aufgedeckt werden können, um gemeinsam einen guten Weg für die Geburt zu planen. Sie betonte auch, dass in der Geburtshilfe „nichts in Stein gemeißelt ist“ und jede Gebärende sich in der Situation trotz im Vorfeld besprochener Pläne jederzeit umentscheiden kann. Nach dem Vortrag bestand Gelegenheit für Diskussion und Fragestellung. Die Fortbildungsreihe der Fachstelle Gesundheitsziele im Land Brandenburg soll fortgesetzt werden. Es lohnt sich sehr, Ankündigungen dazu auf der Website des Bündnis Gesund Aufwachsen im Auge zu behalten. | Fertility Gap – Kinderwunsch bleibt konstant, aber Geburtenrate sinkt Die Zahl der Geburten in Niedersachsen ist weiter gesunken. Nach Auskunft des Landesamtes für Statistik kamen im Jahr 2024 insgesamt 65.646 Kinder lebend zur Welt. Das waren 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr (67.162 Babys). Die Geburtenrate im Land sank von 1,46 Kindern je Frau im Jahr 2023 auf 1,42 im Jahr 2024 und liegt damit über dem Bundesdurchschnitt von 1,35 Kindern und im Vergleich der Bundesländer an der Spitze. Das mütterliche Alter lag zwischen 15 und 50 Jahren. Besonders geburtenstark war der Landkreis Gifhorn mit 1,72 Kindern je Frau, am niedrigsten lag der Wert mit 1,15 Kindern je Frau in den kreisfreien Städten Braunschweig, Oldenburg und Osnabrück. In einzelnen Regionen wie z.B. der Stadt Emden und dem Heidekreis gab es einen leichten Anstieg. Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu einer Datenerhebung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus den Jahren 2023 und 2024. Daraus geht hervor, dass sich im Schnitt 1,76 der Frauen und 1,74 Prozent der Männer Kinder wünschen. Der Kinderwunsch blieb demnach im Vergleich zu den Vorjahren nahezu konstant (2021 und 2022: Frauen 1,76 Kinder, Männer 1,71 Kinder). Die Autoren der Studie erklärten, dass sich durch den Rückgang der Geburtenrate bei gleichbleibender Zahl gewünschter Kinder der sogenannte Fertility Gap vergrößert hat. Als Ursache vermuten sie eine „subjektiv empfundene Unsicherheit“ junger Menschen, die sich aus internationalen Krisen wie Kriegen und Erderwärmung sowie aus ungewissen persönlichen Rahmenbedingungen ergebe. | Minister Dr. Philippi (SPD) und Laura Hopmann (CDU) äußern sich im Gespräch mit dem NDR zum Hebammenhilfevertrag In Niedersachsen arbeiten zwölf, also ca. 20% aller geburtshilflichen Abteilungen ausschließlich mit Beleghebammen. Diese freiberuflich tätigen Hebammen gewährleisten, dass Gebärende in diesen Kliniken sicher betreut werden und ihre Kinder zur Welt bringen können. In elf dieser zwölf Kreißsäle schlagen die Beleghebammen nun Alarm, weil der auf Bundesebene verhandelte Hebammenhilfevertrag für die freiberuflichen Beleghebammen erhebliche finanzielle Nachteile bringt. Sie sollen in Zukunft für die Betreuung mehrerer Geburten gleichzeitig weniger Geld bekommen. Der NDR Niedersachsen berichtet von einem Brief der Vertreterinnen der elf Kreißsäle an Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD). Dort heißt es, dass das Risiko steigt, "dass diese Geburtshilfen schließen müssen, da die freiberufliche Tätigkeit unwirtschaftlich wird". Die Beleghebammen befürchten Einkommenseinbußen von bis zu 30 Prozent und sprechen von einer "unsäglichen Frauenpolitik", die zu Lasten derer gehe, die einen Beitrag zur Gesellschaft leisten und Kinder bekommen. Es drohe ein Versorgungsnotstand von großem Ausmaß. Unterstützung erfahren die Hebammen von der CDU-Landtagsabgeordneten Laura Hopmann. Sie forderte im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen: "Ich erwarte von Minister Philippi, dass er nicht nur abwartet und schaut, sondern dass er vor Ort mit den Kliniken nach Lösungen sucht und jetzt für den Herbst vorsorgt." Aus ihrer Sicht besteht dringender Handlungsbedarf - der Brief der Beleghebammen zeige die Dramatik. Gesundheitsminister Dr. Philippi verweist im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen auf die große Bedeutung der Beleghebammen, macht aber auch deutlich, dass die Landesregierung kein Vertragspartner beim Abschluss des Hebammenhilfevertrags ist und deshalb nicht direkt auf den dort geregelten Inhalt einwirken kann. Die Gesundheitsministerkonferenz habe sich allerdings mit einem Brief an Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gewandt und das Niedersächsische Sozialministerium werde die Entwicklungen genau beobachten. | |
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