Newsletter
03 / 2025

Logo, Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt
Großmutter Und Großvater Halten Kind Auf Dem Schoß

Liebe Leser:innen,

die Zahl der Geburten in Niedersachsen ist weiter gesunken. Im Jahr 2024 kamen in unserem Bundesland insgesamt 65.646 Kinder lebend zur Welt – das waren 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr (67.162 Babys). Gleichzeitig hat eine Datenerhebung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus den Jahren 2021 - 2024 ergeben, dass der Kinderwunsch sowohl bei Männern als auch bei Frauen in den vergangenen vier Jahren nahezu konstant geblieben ist. Durch den Rückgang der Geburtenrate bei gleichbleibender Zahl gewünschter Kinder hat sich der sogenannte Fertility Gap vergrößert. Als Ursache wird eine „subjektiv empfundene Unsicherheit“ junger Menschen, die sich aus internationalen Krisen wie Kriegen und Erderwärmung sowie aus ungewissen persönlichen Rahmenbedingungen ergebe, vermutet.

Umso wichtiger ist es, basierend auf dem 9. Nationalen Gesundheitsziel Gesundheit rund um die Geburt einen Aktionsplan für Niedersachsen zu konzipieren, damit für (werdende) Eltern in Niedersachsen langfristig eine medizinisch hochwertige und an ihren individuellen Bedürfnissen orientierte zukunftsfähige Versorgung gewährleistet ist. Dies ist ein wichtiger Beitrag dazu, um junge Menschen zu ermutigen, sich auf das Abenteuer Familiengründung einzulassen. Hoffnungsfroh stimmt uns, dass sich derzeit auch der Niedersächsische Landtag mit dieser Thematik beschäftigt. Ende Juni wurde der Antrag der SPD- und Grünen-Fraktionen zum „Landesaktionsplan Gute Geburt“ beschlossen. Dieser zeigt auch die gesellschaftliche Verantwortung auf, allen Frauen eine frauzentrierte und sichere Betreuung sowie die notwendige soziale Unterstützung zugänglich zu machen.

Parallel hat das Aktionsbüro gemeinsam mit dem Runden Tisch Geburtshilfe für den 26. September eine Dialogwerkstatt vorbereitet. Etwa 70 geladene Personen aus Wissenschaft und Praxis, aus Politik und Verwaltung, aus dem Kreis der Eltern und Interessensverbände sowie der Kostenträger und Leistungserbringer werden gemeinsam ihre Ideen und Forderungen für einen Landesaktionsplan Gute Geburt diskutieren und zusammentragen. Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse!

Wenn Sie Wünsche, Kommentare, Tipps und Beiträge für die nächste Newsletter-Ausgabe haben, schreiben Sie gerne eine E-Mail an: aktionsbuero-geburt@gesundheit-nds-hb.de.

Viel Spaß beim Lesen und einen bunten Herbst wünscht Ihnen das Team vom Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen!

Besuchen Sie auch die Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen unter www.gesundheit-rund-um-die-geburt-nds.de

   AKTUELLES AUS DEM AKTIONSBÜRO

Gemeinsam stark für Familien
Im Juli ist in Kooperation mit der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Niedersachsen (KGC) ein neues Themenheft mit dem Titel GEMEINSAM STARK – Eltern werden in herausfordernden Lebenslagen im digitalen Format erschienen. Das Heft greift zentrale Inhalte der gleichnamigen Fachtagung auf, die im September 2024 in Kooperation mit der Landeskoordinierungsstelle Frühe Hilfen und der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Niedersachsen stattfand. Es beleuchtet, welchen Belastungen Familien heute begegnen, welche Unterstützungsstrukturen besonders wichtig sind und wie Fachkräfte aus Gesundheit, Frühen Hilfen und Sozialarbeit gemeinsam dafür sorgen können, dass Hilfe auch ankommt. Neben praxisnahen Beispielen, aktuellen Studienergebnissen und Empfehlungen für Fachkräfte bietet das Heft Impulse für die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Weiterentwicklung bestehender Ansätze. Ziel ist es, Eltern in belastenden Lebenssituationen gezielt zu stärken, damit Kinder gesund und sicher aufwachsen können. Ebenso wie die Themenhefte "Gut versorgt? Gesundheit rund um die Geburt für Geflüchtete“ und "Eltern werden in Zeiten von Knappheit und Krise – (ethische) Konflikte und mögliche Lösungsstrategien“ kann auch das neue Themenheft kostenlos von der Website des Aktionsbüros heruntergeladen werden.

   NETZWERKARBEIT

Niedersächsischer Landtag beschließt Antrag der regierungstragenden Fraktionen zum „Landesaktionsplan Gute Geburt“
Am 26. Juni waren die Mitarbeiterinnen des Aktionsbüros gemeinsam mit der Geschäftsführung der LVG & AFS Nds. HB e.V. auf Einladung von Dr.in Tanja Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) und Karin Emken (SPD) zu Gast im Niedersächsischen Landtag und konnten live mitverfolgen, wie das Plenum den Antrag der SPD- und Grünen-Fraktionen zum „Landesaktionsplan Gute Geburt“ beschloss. Dieser betont die zentrale Bedeutung einer sicheren, qualitativ hochwertigen und wohnortnahen Geburtshilfe. Der Verlauf der Geburt hat einen deutlichen und langfristigen Einfluss auf das Wohlbefinden von Mutter, Kind und Familie - während positive Geburtserfahrungen die Bindung und das körperliche sowie seelische Wohlbefinden fördern, wirken sich traumatische Erlebnisse nachhaltig negativ aus. Der Antrag zeigt auch die gesellschaftliche Verantwortung auf, allen Frauen eine frauzentrierte und sichere Betreuung sowie die notwendige soziale Unterstützung zugänglich zu machen. Hebammen wird bei der Begleitung von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eine Schlüsselrolle zugeschrieben. Ihr Leistungsangebot soll verlässlich allen Schwangeren zugänglich sein, um Interventionen zu reduzieren und die Gesundheit von Frauen und Familien zu fördern. Ein weiterer Punkt sind die Schließungen von geburtshilflichen Abteilungen, der dringend entgegengearbeitet werden muss. Schon jetzt sind die Anfahrtswege im Flächenland Niedersachsen in manchen Regionen länger als sechzig PKW-Minuten, was Risiken erhöht und die Versorgung erschwert. Auch die mit ca. 30 % aller Geburten zu hohe Kaiserschnittrate soll in den Blick genommen und auf ein medizinisch notwendiges Maß gesenkt werden.

Insgesamt soll der Landesaktionsplan die Qualität der geburtshilflichen Versorgung im Sinne des 9. Nationalen Gesundheitsziels verbessern. Dabei sollen Versorgungsstrukturen, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Qualitätssicherung, psychische Gesundheit und die Arbeitsbedingungen der Hebammen in den Blick genommen werden. Besonders berücksichtigt werden sollen regionale Netzwerke, Telemedizin, Notfall- und Verlegungskonzepte sowie die Einbindung der Hebammen in gesundheitspolitische Gremien. Der Antrag fordert die Entwicklung eines Landesaktionsplans, der Maßnahmen zur Verbesserung der Geburtshilfe bündelt, die Versorgungssicherheit gewährleistet und die Attraktivität des Hebammenberufs steigert. Ziel ist es, die Geburtshilfe in Niedersachsen zukunftssicher zu gestalten, Fehlanreize abzubauen und die Wahlfreiheit der Gebärenden zu sichern.

In ihrer Rede betonte Karin Emken (SPD), dass ermöglicht werden muss, dass jede Frau in Niedersachsen wohnortnah und selbstbestimmt gebären kann und sprach auch von der gesellschaftlichen Aufgabe, die Rahmenbedingungen für eine sichere und würdevolle Geburtshilfe nachhaltig zu verbessern. Dr.in Tanja Meyer bezeichnete eine qualitativ hochwertige Geburtshilfe als Grundpfeiler für die Gesundheit von Mutter und Kind und versprach zudem, sich dafür einzusetzen, die Arbeitsbedingungen der Hebammen zu verbessern und die Versorgung in ländlichen Regionen zu sichern.

Jour fixe zum Hebammenhilfevertrag
Am 29. Juli bot der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) einen Jour fixe mit Ursula Jahn-Zöhrens zum Hebammenhilfevertrag an, der am 01.11.2025 in Kraft treten wird. Die Anwesenheit von fast 200 Teilnehmenden verdeutlichte das starke Interesse und die Brisanz der Thematik. Ursula Jahn-Zöhrens berichtete von bisher zwei Treffen mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), bei denen damit begonnen wurde, über die mehr als 60 strittigen Punkte im neuen Vertrag zu sprechen. Parallel zu den Gesprächen wurden ein Eilantrag und eine Klage des DHV eingereicht, dazu gibt es aber noch keine Rückmeldung.

Sie berichtete zudem über ein Forderungspapier an die Politik, das die Erhöhung der Grundlohnsumme sowie eine 100%-Vergütung auf die Erstleistung bei Beleggeburt und die Vergütung der Ambulanzleistung im Krankenhaus beinhaltet. Da die Verhandlung der Hebammen-Vergütung aber generell durch Selbstverwaltung zwischen dem GKV und den Hebammenverbänden geregelt ist und Uneinigkeiten über die Schiedsstelle entschieden werden müssen, ist es schwer, hier politisch einen Hebel anzusetzen. Nur wenn ein Zusammenbruch der Versorgungsleistung zu befürchten wäre, kann von politischer Seite interveniert werden. Zudem wird befürchtet, dass es zu Polarisierungen kommen könnte, wenn unterschiedlichen Hebammenleistungen gegeneinander ausgespielt werden. Von Seiten der Politik gibt es insbesondere von Emmi Zeulner (CSU), MdB und auch aus dem Bayrischen Landtag starke Unterstützung.

In der von den Teilnehmende lebhaft genutzten Fragerunde musste Ursula Jahn-Zöhrens vielfach eine Antwort schuldig bleiben, da es derzeit weder zu Eilverfahren und Klage noch zu den o.g. zu verhandelnden strittigen Punkten spruchreife Ergebnisse gibt. Von Seiten der Hebammen zeigte sich eine große Frustration und existenzielle Sorge, und Ursula Jahn-Zöhrens bat um Vertrauen und Geduld. Ausführliche Informationen zum neuen Hebammenhilfevertrag sind auf der Website des DHV zu finden.

Runder Tisch Geburtshilfe
Die Arbeitsgruppen Hebammenkreißsaal, Präsenztag Aktionsplan Gesundheit rund um die Geburt und Verbesserung der Gesundheitskompetenz von Schwangeren, Müttern und Familien haben ihre Arbeitstreffen über den Sommer regelmäßig fortgesetzt.

Im Rahmen der Arbeitsgruppe Verbesserung der Gesundheitskompetenz wurde eine Befragung der Kommunen mit Jugendämtern bzw. Fachdienste für Kinder und Jugend zu den bereitgestellten Informationsmaterialien durchgeführt. Konkret wurde nach den ANE-Elternbriefen gefragt und nach weiteren Angeboten für Schwangere und (werdende) Familien. Die insgesamt 25 Rückmeldungen (n=55) zeigten ein gemischtes Bild: In 12 Kommunen sind die Elternbriefe bekannt und werden aktiv weitergegeben. Neben den Elternbriefen stellen viele Kommunen weitere Angebote bereit, etwa Willkommensbesuche und Informationsmaterialien zu Schwangerschaft, Geburt und Erziehung in Papierform und in digitalem Format (Apps, Podcasts, Videos). Hinzu kommen lokale Projekte wie Babylotsen, Familien- und Kinderservicebüros oder Elternschulen. Die Ergebnisse zeigen: Es gibt vielfältige Informations- und Unterstützungsangebote, deren Nutzung und Verbreitung jedoch regional unterschiedlich ausfallen. Die gesammelten Angebote werden derzeit vom Aktionsbüro in einer Übersicht zusammengestellt und sollen später als Good-Practice-Sammlung allen befragten Kommunen zur Verfügung gestellt werden.

Des Weiteren freuen wir uns, dass wir noch in diesem Jahr über das Budget des Aktionsbüros die Vorbereitung der Zertifizierung eines Hebammenkreißsaales in Niedersachsen finanziell unterstützen werden. Sicher können wir dazu im Dezember-Newsletter schon etwas Konkretes berichten. Auch die Vorbereitung der Dialogwerkstatt ist im Wesentlichen abgeschlossen und am 26. September werden die Mitarbeitenden des Runden Tisches Geburtshilfe zusammen mit weiteren Expert:innen aus vielen Berufs- und Interessengruppen im Clinical Research Center der MHH zusammenkommen. Ziel dieser Veranstaltung ist es, gemeinsam Ideen und Forderungen für einen Aktionsplan für Niedersachsen zur Umsetzung des 9. Nationalen Gesundheitsziels „Gesundheit rund um die Geburt“ zur Verbesserung der Betreuung von Frauen und Familien in dieser sensiblen Lebensphase zu entwickeln. Begleitet wird die Veranstaltung durch die junge Graphic Recorderin Paula Föhr, die die Ergebnisse und Handlungsschritte auf kreative Art und Weise „von außen“ zusammenfassen wird.

Website
Die Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen wurde wie gewohnt aktualisiert und ergänzt, um die Informationen zu den Bereichen Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft aktuell und umfangreich zu gestalten. Haben Sie einen Veranstaltungstipp? Nutzen Sie gern unser Kontaktformular, um uns darauf aufmerksam zu machen – wir veröffentlichen passende Hinweise gern auf unserer Website.

Wir laden Sie herzlich ein, unsere Seiten zu erkunden – und freuen uns über Ihr Feedback! Auch neue Themenvorschläge und Anregungen sind jederzeit willkommen.

   WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Schwere Geburten und postpartale Depressionen verändern das Gehirn
Die Geburt eines Kindes ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben einer Frau innerhalb weniger Stunden grundlegend verändern kann. Ein spanisches Forscherteam untersuchte bei 88 Erstgebärenden den Einfluss von negativen Geburtserfahrungen und von postpartalen Depressionen auf den Hippocampus und den Corpus amygdaloideum während der Peripartum-Phase. Es zeigte sich, dass negative Erfahrungen bei der Geburt und eine postpartale Depression mit einer Vergrößerung dieser an der Verarbeitung von Emotionen und an der Speicherung von Gedächtnisinhalten beteiligten Hirnregionen einher gehen. Die Verbindung von Amygdala und Hippocampus hat sich in der Evolution als sinnvoll erwiesen. Die Erinnerung an gefährliche Erlebnisse ermöglicht ihre Vermeidung in der Zukunft und verbessert die Überlebenschancen.

Bereits ein leicht erhöhter Blutdruck in der Schwangerschaft kann spätere Hypertonie ankündigen
Der Anstieg des Blutdrucks ist häufig ein erster Hinweis auf eine Präeklampsie. Die Leitlinien raten daher zur Kontrolle des Blutdrucks bei jeder Vorsorgeuntersuchung. Als bedenklich gelten Werte über 140/90 mm Hg. Die medikamentöse Therapie strebt einen Wert von unter 135/85 mm Hg an. Seit längerem ist bekannt, dass Schwangere mit einer Gestationshypertonie im späteren Leben häufiger an einer dauerhaften Hypertonie erkranken. Die US-amerikanische prospektive Beobachtungsstudie MADRES konnte zwei Gruppen ermitteln, die dafür ein erhöhtes Risiko hatten. In der ersten Gruppe blieben die Blutdruckwerte während der Schwangerschaft niedrig, aber der im 2. Trimenon übliche leichte Abfall blieb aus. Diesen Frauen hatten ein fast 5-fach erhöhtes Risiko, in den ersten 5 Jahren nach der Schwangerschaft eine manifeste Hypertonie zu entwickeln. Eine zweite Gruppe hatte zu Beginn der Schwangerschaft erhöhte Blutdruckwerte, die im 2. Trimenon unter 120 mm Hg systolisch abfielen, um dann gegen Ende wieder anzusteigen. In dieser Gruppe waren 43 % der Frauen an einer Präeklampsie erkrankt, die ein bekannter Risikofaktor für eine spätere Hypertonie ist. Das Risiko für eine spätere dauerhafte Hypertonie war in dieser Gruppe fast 5,5-fach erhöht.

S3-Leitlinie zum Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen veröffentlicht
Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) wurde, mit Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), eine S3-Leitlinie zum Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen erarbeitet. Damit gibt es in Deutschland erstmalig eine Leitlinie zum Umgang mit erkrankungsbedingtem Fieber bei Kindern und Jugendlichen. Neben umfassenden Empfehlungen zur Erkennung von Fieber, zu Methoden der Fiebermessung sowie zu einhergehenden schwerwiegenden Erkrankungen enthält die Leitlinie Empfehlungen zum Umgang mit infektionsbedingtem Fieber bei Kindern und Jugendlichen. Der Schwerpunkt liegt auf akut auftretendem Fieber bei ansonsten gesunden Kindern im ambulanten Setting. Die Leitlinie legt dar, dass Fieber in der Regel ein Symptom ist, das von selbst wieder abklingt und dass die Höhe des Fiebers nicht automatisch ein Zeichen für die Erkrankungsschwere ist. Es wird betont, beim Fiebermanagement den Allgemeinzustand der fiebernden Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen und auf die relevanten und häufigsten Warnzeichen und Symptome in den verschiedenen Altersgruppen zu achten. Ziel der vorgelegten Handlungsempfehlungen sind ein evidenzbasiertes und sicheres Fiebermanagement sowie der rationale Einsatz von fiebersenkenden Arzneimitteln und Antibiotika. Zu der Leitlinie wurde begleitend eine sehr gut verständliche Elterninformation erarbeitet.

   BEST PRACTICE

In dieser Rubrik wird ein Best-Practice-Beispiel beschrieben, das dazu beiträgt, das Angebot und/oder die Unterstützung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr in einer Region zu verbessern. In diesem Newsletter wird das HebammenSkillsLab des Studienganges Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) vorgestellt.

HebammenSkillsLab – der dritte Lernort im Hebammenstudium 

Mit Konzipierung des Bachelorstudiengangs Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Hochschule Hannover durch Prof.in Dr.in Mechthild Groß wurde auch ein SkillsLab für Hebammen entwickelt. Dies ist in der Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen für den praktischen Teil „Geburt“ der Examensprüfung zwingend vorgeschrieben und bereichert die praktische Ausbildung in vielen Teilen. Zunächst mussten die Voraussetzungen geschaffen werden, um ein HebammenSkillsLab zu etablieren. Für ein zielgerichtetes Studium mit diversen Übungs- und Lernsequenzen ist der Unterricht im HebammenSkillsLab fest im Stundenplan verankert worden. Während einer Vorlesung wird eine erste Berührung mit einem Thema hergestellt. Darauffolgend bekommen die Studierenden in Seminaren vertiefende Aufgaben zur Erarbeitung. Schließlich werden im SkillsLab im Kleingruppenunterricht sowie anschließend in Selbstlernzeiten die Inhalte vertieft, bevor es „an die echten Menschen“ geht.

Mit Start des Hebammenstudiengangs im Herbst 2021 wurden die ersten – wenigen - Modelle noch von den Dozierenden aufwändig über den Campus getragen, da die Räumlichkeiten noch nicht fertig gestellt waren. Dies wurde glücklicherweise mit viel Engagement der Studierenden unterstützt – vielen Dank dafür! Inzwischen konnten Räume hergerichtet werden, wodurch das HebammenSkillsLab in der Forschungs- und Lehreinheit Hebammenwissenschaft seit März 2023 einen festen Standort hat. In der früheren „alten Poststelle“ wurden im ersten Bauabschritt drei Übungsräume mit Büro und Lagerräumen bezogen. Die Modelle zogen ein und Hebammen wurden speziell für die Arbeit im SkillsLab eingestellt sowie ausgebildet. Zwischenzeitlich konnten weitere angrenzende Räume gewonnen werden. Seit dem Wintersemester 2024/25 stehen den Studierenden und Lehrenden fünf vollausgestattete Kreißsäle oder Wochenbetträume zur Verfügung, sowie ein Büro, Lagerbereiche und Spinde zur Ablage. Der Fundus an Übungsmodellen wurde durchgehend erweitert und für die erste praktische Examensprüfung im Februar/ März 2025 aktualisiert. Mit einer Sonderzuwendung des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) des Landes Niedersachsen war es möglich, das neuste Geburtssimulationsmodell von Laerdal anzuschaffen. Dadurch wird den Studierenden eine realitätsnahe Geburtsprüfung ermöglicht. Auch ein großer Teil des Wahlpflichtkurses „Ultraschall für Hebammen“ findet im HebammenSkillsLab an den Modellen statt. Als weitere Kompetenzen werden Kommunikationsskills trainiert. Dies ermöglicht den Hebammen von morgen ein umfassendes Erlernen ihres Handwerks. Kurzum: es wird nicht nur „Apparatetechnologie“ vermittelt, sondern gleichzeitig finden kommunikative Übungen zum Beispiel am Auskultations- bzw. Leopoldmodell statt. Dieser Blumenstrauß an Lernmöglichkeiten ermöglicht den Hebammen von Morgen ein umfassendes Handwerkszeug. Interessierte können über die Website des Bachelorstudiengangs Hebammenwissenschaft Kontakt aufnehmen und weiterführende Informationen abrufen.

   MEDIENTIPP

NAGuK-Podcastfolge zu Schwangerschaft und Hitze

Tipp: NAGuK-Podcastfolge zu Schwangerschaft und Hitze

Das Niedersächsische Aktionsforum Gesundheit und Klima (NAGuK) hat eine aktuelle Podcastfolge zu Schwangerschaft und Hitze mit Silvia Vihs von der Hebammenzentrale der Region Hannover aufgenommen. Die Folge #8 Schwangerschaft und Hitze ist bei Spotify zu finden. Silvia Vihs spricht darüber, warum durch den Klimawandel eine Schwangerschaft im Sommer sowohl für die Mutter als auch ihr ungeborenes Kind sehr belastend sein kann und erklärt, warum Hitze Schwangere mehr beeinträchtigt als Nicht-Schwangere und sogar eine Frühgeburt begünstigen kann.

Zum Hintergrund: das NAGuK wurde Anfang 2024 im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung gegründet und wird koordiniert vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt. Jeden ersten Montag im Monat veröffentlicht das NAGuK eine neue Podcastfolge rund um Gesundheit und Klimawandel.

Geburtsarbeit. Hebammenwissen zur Unterstützung der physiologischen Geburt

Titelbild des Buchtipps: Geburtsarbeit. Hebammenwissen zur Unterstützung der physiologischen Geburt

Dieses praxisnahe Fachbuch „Geburtsarbeit: Hebammenwissen zur Unterstützung der physiologischen Geburt“ stellt die physiologische Geburt konsequent frauzentriert und evidenzbasiert in den Mittelpunkt. Die überarbeitete Auflage vereint aktuelle Leitlinien mit langjährigem Erfahrungswissen aus klinischer und außerklinischer Praxis. Es besticht durch seinen klaren Fokus auf die physiologische Geburt, die Achtsamkeit gegenüber den Gebärenden und den Hebammen sowie durch Tipps, die auch erfahrene Kolleg:innen bereichern. Anschauliche Fotos und Abbildungen zu Gebärpositionen und Handgriffen erleichtern die Anwendung im Berufsalltag. Eine wertvolle Lektüre für alle, die sich für eine interventionsarme, selbstbestimmte Geburtshilfe stark machen. (fil)

DEUTSCHER HEBAMMENVERBAND: Geburtsarbeit. Hebammenwissen zur Unterstützung der physiologischen Geburt, 3. Auflg. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 2024, 398, 978-3-13-244688-5, 69,99 Euro

Teamarbeit im geburtshilflichen Notfall – Die 15 Leitsätze des Crew Resource Management (CRM)

Titelbild des Buchtipps: Teamarbeit im geburtshilflichen Notfall

70 % aller tragischen Zwischenfälle im Kreißsaal haben ihre Ursache im Bereich der sogenannten »Human Factors«.  Die Autor:innen des Buches „Teamarbeit im geburtshilflichen Notfall“ zeigen auf, wie es möglich ist, diese Fehler im Sinne von Mutter und Kind und auch des Teams zu vermeiden bzw. zu minimieren. Die hier vorgestellten 15 Leitsätze des Crew Resource Managements, die mithilfe von praxisnahen Fallbeispielen erläutert werden, fassen die Bedeutung effektiver Teamarbeit sowie der individuellen Verantwortung und Fehlerkultur im Team zusammen. Ziel ist die Verbesserung der Kommunikation sowie vorhandene Ressourcen und die Arbeitsumgebung effektiv einzubinden. Als WebPlus stehen im Internet Checklisten für die Zusammenarbeit im Team zur Verfügung. (sdw)

CELINE JASPER, SASCHA LANGEWAND, MARCUS RALL & NINA SIEDENTOPF: Teamarbeit im geburtshilflichen Notfall – Die 15 Leitsätze des Crew Resource Management (CRM). Staude, Hannover, 2025, 108 Seiten, 978-3-87777-144-0, 28,00 Euro

█    Sie haben auch ein tolles Buch gelesen, dass Sie gern weiterempfehlen möchten? Wir freuen uns über Ihren Buchtipp!

   VERSCHIEDENES

Fachgespräch GESUNDHEIT RUND UM DIE GEBURT – WARUM DEUTSCHLAND EIN GEBURTENREGISTER BRAUCHT?!
Am 25.06. hatte die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V. (GVG) zu einem hybriden Fachgespräch über die Sinnhaftigkeit eines nationalen Geburtenregisters eingeladen. Moderiert von Niels Reith hielten Dr.in Dagmar Hertle (Ärztin, BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung, bifg) und Prof. Dr. Günther Heller (Leitung Fachbereich Sozialdaten, Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG)) zunächst Impulsvorträge zu einem Lösungsvorschlag in Form eines Stufenplans. In der sich anschließenden Diskussionsrunde kamen Prof. Dr. Günther Heller, Prof.in Dr.in Nicola H. Bauer (Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft & Leitung Institut für Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln), Prof. Dr. Christoph Bührer (Präsident der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) & Direktor der Klinik für Neonatologie, Charité Universitätsmedizin Berlin), Katharina Desery (Vorstandsmitglied der Elternorganisation Mother Hood e.V.), PD Dr. Dietmar Schlembach (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM), Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) & Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin, Vivantes Klinikum Neukölln), Prof. Dr. Ekkehard Schleußner (Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) & Leiter der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena) und Anke Wiemer (Geschäftsführung der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. (QUAG e.V.)) zur Fragestellung „Warum Deutschland ein Geburtenregister braucht?!“ ins Gespräch. Es klang immer wieder deutlich durch, dass das im Verhältnis teure deutsche Gesundheitssystem im Ergebnis nur eine mittelmäßige Versorgungsqualität für Mütter und Kinder gewährleistet. Da unklar ist, warum das so ist, kann nicht gezielt an der Verbesserung der Versorgungsqualität gearbeitet werden. Es besteht Konsens, dass die derzeitige Datenlage rund um die Geburt lückenhaft und zersplittert ist und dass dies weitreichenden Folgen für Versorgungsforschung, Qualitätssicherung und Versorgungssicherheit hat. Ein schrittweise aufzubauendes Register, das bestehende Daten bündelt und ergänzt, würde dazu beitragen, diese Versorgungslücken zu schließen und belastbare Aussagen zur Versorgungsqualität zu ermöglichen. In der abschließenden Zusammenfassung betonte Dr.in Dagmar Hertle die Notwendigkeit, dieses Anliegen und den bestehenden großen Handlungsbedarf nun an die Politik zu transportieren.

Ein Artikel zum Thema „Warum Deutschland ein Geburtenregister braucht“ ist von einer Unterarbeitsgruppe der AG Geburt der Nationalen Gesundheitsziele gemeinsam erarbeitet worden und im Juni in der Publikationsreihe der Barmer „Gesundheitswesen aktuell 2025“ erschienen.

Kommunikationsleitfaden "Frauen vor Hitze schützen"
Hitze nimmt in Deutschland zu und stellt eines der größten klimawandelbedingten Gesundheitsrisiken dar. Frauen sind besonders von gesundheitlichen Problemen während hoher Temperaturen und Hitzewellen betroffen. Die von Hitze ausgehenden Risiken und Gefahren werden häufig unterschätzt. Deshalb ist es wichtig, fachlich fundierte und zielgruppengerecht aufbereitete Informationen und Verhaltenshinweisen speziell für Frauen zu verbreiten. Dafür sollten Kommunikationswege genutzt werden, über die Frauen in verschiedenen Lebensphasen im Alltag tatsächlich erreicht werden können. Der aktuell von der BARMER veröffentlichte Kommunikationsleitfaden "Frauen vor Hitze schützen" basiert auf den Ergebnissen einer Literaturrecherche und auf Interviews mit Expert:innen. Er wurde – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – im Austausch mit Akteur:innen aus der Praxis und Wissenschaft entwickelt. Der Aufbau folgt dem Schema der 2024 im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erstellten, auf hitzeservice.de veröffentlichten Kommunikationsleitfäden. Diese thematisieren Erreichbarkeit und Ansprache von Menschen im höheren Lebensalter, Kindern, wohnungslosen Menschen, im Freien Arbeitenden, stationär versorgten Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen.

Minister:innen und Senator:innen für Gesundheit der Länder fassen Beschluss zur geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung
Die Minister:innen und Senator:innen für Gesundheit der Länder sind sich der Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Medizin und Gesundheitsversorgung bewusst und haben im Juni einen Beschluss zur geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung gefasst. Dieser beinhaltet die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede in Forschung, Prävention, Diagnostik und Behandlung von Krankheiten. Um eine geschlechtersensible Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, setzen sie sich für eine Stärkung der Geschlechterperspektive in der gesundheitlichen Versorgung ein und bitten das Bundesgesundheitsministerium (BMG), die Ärztliche Approbationsordnung (ÄApprO) um Aspekte der geschlechtersensiblen Medizin für den grundlagenwissenschaftlichen, den klinischen und den übergeordneten kompetenzbezogenen Prüfungsstoff zu erweitern. Dadurch soll den Studierenden bereits frühzeitig die Bedeutung der geschlechtersensiblen Medizin vermittelt werden.

Die Länder bitten das BMG des Weiteren, zu prüfen, ob die Approbationsordnungen anderer Heilberufe geschlechterspezifische Aspekte ausreichend berücksichtigen und falls nicht, auch in dieser eine entsprechende Ergänzung vorzunehmen, da eine strukturelle Verankerung der geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung bereits in der Ausbildung für alle Bereiche der gesundheitlichen Versorgung für wichtig erachtet wird. Auch für die anstehende Novellierung der Berufsgesetze der Gesundheitsfachberufe sowie bei einer berufsgesetzlichen Regelung der Osteopathie wünschen sich die Minister:innen und Senator:innen für Gesundheit der Länder eine Verankerung in den Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen. Die Kultusministerkonferenz wird über den Beschluss informiert und um Unterstützung des Anliegens gebeten.

„Die Gesundheit rund um die Geburt im Land Brandenburg stärken“
Das Team der Fachstelle Gesundheitsziele im Land Brandenburg bot am 8. Juli den 6. Teil der digitalen Veranstaltungsreihe "Die Gesundheit rund um die Geburt im Land Brandenburg stärken“ an. Dr.in Sabrina Marquardt, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Schwerpunkt spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin im Ernst von Bergmann Klinikum in Potsdam, referierte zum Thema „Förderung der physiologischen Geburt“. Untermalt von Praxisbeispielen stellte sie statistische Zahlen zur Sectio-Rate in Deutschland im internationalen Vergleich vor und beleuchtete kritisch die in der Literatur beschriebenen absoluten und relativen Sectio-Indikationen. Anschließend ging sie auf die Bedeutung eines ausführlichen geburtshilflichen Vorgesprächs insbesondere für Frauen bei Zustand nach Kaiserschnitt oder Kaiserschnittwunsch ein, in dem Ängste und Sorgen der Schwangeren gehört und besprochen werden und auch Fehlinformationen aufgedeckt werden können, um gemeinsam einen guten Weg für die Geburt zu planen. Sie betonte auch, dass in der Geburtshilfe „nichts in Stein gemeißelt ist“ und jede Gebärende sich in der Situation trotz im Vorfeld besprochener Pläne jederzeit umentscheiden kann. Nach dem Vortrag bestand Gelegenheit für Diskussion und Fragestellung. Die Fortbildungsreihe der Fachstelle Gesundheitsziele im Land Brandenburg soll fortgesetzt werden. Es lohnt sich sehr, Ankündigungen dazu auf der Website des Bündnis Gesund Aufwachsen im Auge zu behalten.

Fertility Gap – Kinderwunsch bleibt konstant, aber Geburtenrate sinkt  
Die Zahl der Geburten in Niedersachsen ist weiter gesunken. Nach Auskunft des Landesamtes für Statistik kamen im Jahr 2024 insgesamt 65.646 Kinder lebend zur Welt. Das waren 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr (67.162 Babys). Die Geburtenrate im Land sank von 1,46 Kindern je Frau im Jahr 2023 auf 1,42 im Jahr 2024 und liegt damit über dem Bundesdurchschnitt von 1,35 Kindern und im Vergleich der Bundesländer an der Spitze. Das mütterliche Alter lag zwischen 15 und 50 Jahren.

Besonders geburtenstark war der Landkreis Gifhorn mit 1,72 Kindern je Frau, am niedrigsten lag der Wert mit 1,15 Kindern je Frau in den kreisfreien Städten Braunschweig, Oldenburg und Osnabrück. In einzelnen Regionen wie z.B. der Stadt Emden und dem Heidekreis gab es einen leichten Anstieg.

Diese Entwicklung steht im Widerspruch zu einer Datenerhebung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung aus den Jahren 2023 und 2024. Daraus geht hervor, dass sich im Schnitt 1,76 der Frauen und 1,74 Prozent der Männer Kinder wünschen. Der Kinderwunsch blieb demnach im Vergleich zu den Vorjahren nahezu konstant (2021 und 2022: Frauen 1,76 Kinder, Männer 1,71 Kinder). Die Autoren der Studie erklärten, dass sich durch den Rückgang der Geburtenrate bei gleichbleibender Zahl gewünschter Kinder der sogenannte Fertility Gap vergrößert hat. Als Ursache vermuten sie eine „subjektiv empfundene Unsicherheit“ junger Menschen, die sich aus internationalen Krisen wie Kriegen und Erderwärmung sowie aus ungewissen persönlichen Rahmenbedingungen ergebe.

Minister Dr. Philippi (SPD) und Laura Hopmann (CDU) äußern sich im Gespräch mit dem NDR zum Hebammenhilfevertrag  
In Niedersachsen arbeiten zwölf, also ca. 20% aller geburtshilflichen Abteilungen ausschließlich mit Beleghebammen. Diese freiberuflich tätigen Hebammen gewährleisten, dass Gebärende in diesen Kliniken sicher betreut werden und ihre Kinder zur Welt bringen können. In elf dieser zwölf Kreißsäle schlagen die Beleghebammen nun Alarm, weil der auf Bundesebene verhandelte Hebammenhilfevertrag für die freiberuflichen Beleghebammen erhebliche finanzielle Nachteile bringt. Sie sollen in Zukunft für die Betreuung mehrerer Geburten gleichzeitig weniger Geld bekommen. Der NDR Niedersachsen berichtet von einem Brief der Vertreterinnen der elf Kreißsäle an Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD). Dort heißt es, dass das Risiko steigt, "dass diese Geburtshilfen schließen müssen, da die freiberufliche Tätigkeit unwirtschaftlich wird". Die Beleghebammen befürchten Einkommenseinbußen von bis zu 30 Prozent und sprechen von einer "unsäglichen Frauenpolitik", die zu Lasten derer gehe, die einen Beitrag zur Gesellschaft leisten und Kinder bekommen. Es drohe ein Versorgungsnotstand von großem Ausmaß.

Unterstützung erfahren die Hebammen von der CDU-Landtagsabgeordneten Laura Hopmann. Sie forderte im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen: "Ich erwarte von Minister Philippi, dass er nicht nur abwartet und schaut, sondern dass er vor Ort mit den Kliniken nach Lösungen sucht und jetzt für den Herbst vorsorgt." Aus ihrer Sicht besteht dringender Handlungsbedarf - der Brief der Beleghebammen zeige die Dramatik.

Gesundheitsminister Dr. Philippi verweist im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen auf die große Bedeutung der Beleghebammen, macht aber auch deutlich, dass die Landesregierung kein Vertragspartner beim Abschluss des Hebammenhilfevertrags ist und deshalb nicht direkt auf den dort geregelten Inhalt einwirken kann. Die Gesundheitsministerkonferenz habe sich allerdings mit einem Brief an Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gewandt und das Niedersächsische Sozialministerium werde die Entwicklungen genau beobachten.

   VERANSTALTUNGEN

4. Lübecker interprofessioneller Perinatalkongress

   19. & 20. September 2025, online

Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit gemeinsam denken – darum geht es beim 4. Lübecker interprofessionellen Perinatalkongress, dem großen geburtshilflichen Online-Kongress. Dabei werden die Professionen aus Geburtshilfe und Pädiatrie zusammengebracht. In fünf Themenblöcken blicken die Referent:innen – Hebammen, Gynäkolog:innen und Neonatolog:innen – aus unterschiedlichen Perspektiven auf aktuelle Themen wie zum Beispiel aktuelle Leitlinien, innovative Projekte, Mikrobiom, Geburtsschmerz und Rassismus in der Geburtshilfe.

Ankommen heißt auch: Gesund bleiben – Gesundheitsschutz für geflüchtete Frauen im Kontext von Schwangerschaft und Geburt

   1. Oktober 2025, Online

Geflüchtete Frauen stehen im Kontext von Schwangerschaft und Geburt vor vielfältigen Herausforderungen – angefangen bei rechtlichen Hürden über eine unzureichende medizinische Versorgung, etwa im Zusammenhang mit FGM/C, bis hin zu kulturellen Barrieren. In dieser Veranstaltung wird aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven beleuchtet, wie Gesundheitsversorgung niedrigschwellig, rechtlich fundiert und kulturell sensibel gestaltet werden kann. Angesprochen sind Sozialarbeiter:innen, beratend tätige Personen, Mediziner:innen und Fachpersonen im Gesundheitsbereich und alle anderen interessierten Personen.

Triggerwarnung: Es werden Themen behandelt, die körperliche und seelische Gewalt beinhalten können.

6. Symposium der Frauenmilchbank-Initiative e.V.

   10.-11. Oktober 2025 in Berlin & Online

Die Frauenmilchbank-Initiative e.V. lädt zum 6. Symposium ein, das am 10. und 11. Oktober 2025 in Kooperation mit der Charité in Berlin stattfindet. Im Fokus stehen aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen im Bereich der Frauenmilchbanken – insbesondere im Hinblick auf neue regulatorische Anforderungen durch die SoHo-Verordnung. Das interdisziplinäre Programm beleuchtet praxisnahe Fragestellungen rund um Qualitätssicherung, Zulassung, spezielle Patientengruppen und zukünftige Perspektiven in der Versorgung mit gespendeter Frauenmilch. Neben fachlichem Austausch bietet die Veranstaltung Gelegenheit zur Vernetzung und zum Besuch der Frauenmilchbank der Charité.

Leere Wiege – „Besonderheiten beim Erstkontakt“

   29. Oktober 2025, 10:00-12:00 Uhr, Hannover

Die Hebammenzentrale der Region Hannover hat Anne Gast und Annekathrin Dollenberg von der Leeren Wiege e.V. eingeladen, über das Thema Erstkontakt nach Verlust eines Kindes im verwaisten Wochenbett zu sprechen. Die emotionalen Herausforderungen, denen Mütter und Familien begegnen, werden aus der Erfahrung der Referierenden benannt und im gemeinsamen Austausch werden einfühlsame Strategien betrachtet. Ziel ist eine Sensibilisierung für diese besondere Elterngruppe sowie mehr Sicherheit mit möglichen Gesprächs- und Handlungsstrategien, um gut vorbereitet in die Betreuung gehen zu können. Am 19. November gibt es eine anknüpfende Veranstaltung mit dem Titel Leere Wiege – „Besonderheiten in der fortlaufenden Wochenbettbetreuung“. Die Veranstaltung ist kostenfrei, um eine Anmeldung bis zum 26.09.2025 per E-Mail oder in den telefonischen Sprechzeiten der Hebammenzentrale wird gebeten.

Telemedizin und Digitalisierung in der Hebammenarbeit

   04. November 2025, 09:00-10:30 Uhr, Online

Der elektronische Mutterpass und die elektronische Patientenakte sind eingeführt worden. Damit werden auch auf Hebammen neue Herausforderungen zukommen. In der Veranstaltung beantwortet Daniela Erdmann Fragen wie diese: Wie kann der Umgang mit diesen neuen Herausforderungen aussehen? Wie wird der Zugang zu den Unterlagen möglich gemacht? Wird dafür neue Technik benötigt? Die Veranstaltung des Hebammenverbandes Niedersachsen kostet für DHV-Mitglieder 45 Euro und für andere Teilnehmende 70 Euro.

Welches Verhütungsmittel passt zu mir?

   11. November 2025, 18:00 Uhr, Online

Die Veranstaltung des Feministischen Frauen Gesundheits Zentrums e.V. Berlin (FFGZ) bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Verhütungsmethoden: von hormonellen Mitteln wie der Pille bis zu hormonfreien Methoden wie der Portiokappe. Der Fokus liegt auf der Wirkungsweise, Anwendung und Alltagstauglichkeit der einzelnen Methoden. Ziel ist es, Orientierung zu geben und die sexuelle sowie reproduktive Selbstbestimmung zu stärken. 

Leere Wiege – „Besonderheiten in der fortlaufenden Wochenbettbetreuung“

   19. November 2025, 10:00-12:00 Uhr, Hannover

Die Hebammenzentrale der Region Hannover hat Anne Gast und Annekathrin Dollenberg von der Leeren Wiege e.V. zu einem Folgetermin eingeladen, um über die Besonderheiten im weiteren Verlauf im verwaisten Wochenbett zu referieren. Aus der Erfahrung der Referierenden werden die emotionalen Herausforderungen und Veränderungen im Trauerprozess thematisiert, die Familien durchlaufen und einfühlsame Strategien im gemeinsamen Austausch besprochen. Ziel ist eine Sensibilisierung für diese besondere Elterngruppe sowie mehr Sicherheit mit möglichen Gesprächs- und Handlungsstrategien, um gut vorbereitet in die Betreuung gehen zu können. Die Veranstaltung ist kostenfrei, um eine Anmeldung bis zum 17.10.2025 per E-Mail oder in den telefonischen Sprechzeiten der Hebammenzentrale wird gebeten.

European Midwifery Homecoming 2025

   14. November 2025, MHH Hannover

Die Forschungs- und Lehreinheit Hebammenwissenschaft der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) lädt Hebammen und perinatale Gesundheitswissenschaftler:innen herzlich zum European Midwifery Homecoming 2025 ein. Die Konferenz feiert den Abschluss des Programms „European Master of Science in Midwifery“, das seit 2009 gemeinsam mit der ZUYD-University of Applied Science und der HES-SO University of Applied Science of Western Switzerland angeboten wurde. Die Teilnehmenden erwartet ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen und Postervorstellungen sowie Raum für fachlichen Austausch, Vernetzung und Diskussion aktueller Forschungsergebnisse.

Am 15. November 2025 findet zudem ein fachübergreifendes Alumni-Treffen anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der MHH statt.

Gewalt und System – Begriffe, empirische Befunde und gesellschaftliche Kontexte von Gewalt in der Geburtshilfe

   26. November 2025, Online

Seit etwa 10 Jahren wird, mit stetig wachsender Aufmerksamkeit, das Phänomen Gewalt in der Geburtshilfe diskutiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Vermeidung und Bekämpfung von Respektlosigkeit und Missbrauch in der Geburtshilfe seit 2014 auf ihre Agenda gesetzt, und auch die UN-Generalversammlung und der Europarat verurteilen Gewalt in der Geburtshilfe als massive, weltweit vorkommende und systemisch eingelagerte Formen von Menschenrechtsverletzungen, als Form von Gewalt gegen Frauen sowie als Ausdruck geschlechtsspezifischer Diskriminierung. Zugleich weisen empirische Befunde darauf hin, dass Gewalt gegen Gebärende häufig eingelagert ist in institutionelle Settings und Arbeitsplatzkulturen, die insgesamt von Abwertung, Angst, starren Hierarchien und von dem Erlernen und der Weitergabe von Gewalt auch zwischen Geburtshelfer:innen geprägt sind.

In der Veranstaltung wird gezeigt, wie Gewalt in der Geburtshilfe in sozialen Bewegungen, internationalen Organisationen und in der Fachöffentlichkeit in Deutschland verhandelt wird und Eingang in Policy-Dokumente und Rechtsnormen gefunden hat. Weiter wird ein Blick auf die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen von Gewalt in der Geburtshilfe geworfen und im Kontext mit der Ökonomisierung des Gesundheitssystems diskutiert.

Triggerwarnung: Es werden Themen behandelt, die körperliche und seelische Gewalt beinhalten können.

Weiterer Veranstaltungen finden Sie auf unserer Website.

   IM GESPRÄCH MIT ...

Porträtfoto von Frau Wienke Schucht

Wienke Schucht
Studierende der Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Hochschule Hannover

Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!

Wienke Schucht: Ich bin Wienke Schucht, 27 Jahre alt, Studierende der Hebammenwissenschaft der Medizinischen Hochschule Hannover, derzeit im zweiten Semester. Vor dem Studium habe ich fünf Jahre als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin auf einer Intensivstation der MHH gearbeitet. Ich hatte schon länger den Wunsch, Hebamme zu werden, habe mich jedoch direkt nach der Schule, mit 18 Jahren, noch nicht bereit dafür gefühlt.

Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?

Wienke Schucht: Mit dem aktuellen Gesundheitsminister von Niedersachsen, Herrn Dr. Andreas Philippi.

Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?

Wienke Schucht: Das Gespräch würde sich maßgeblich um die steigende Sectiorate in Deutschland drehen, insbesondere darum, wie gesundheitspolitische Maßnahmen und strukturelle Veränderungen in der Geburtshilfe (z.B. Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit) dazu beitragen könnten, vaginale Geburten zu fördern und gleichzeitig die Sicherheit für Mutter und Kind zu gewährleisten, z.B. durch einen Hebammenkreißsaal.

Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrem Gesprächspartner eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?

Wienke Schucht: Ich würde mir wünschen, dass die Rahmenbedingungen so verbessert werden, dass individuelle, interventionsarme Geburten gefördert werden - eine so individuelle Ausnahmesituation muss bezahlt werden. Das Krankenhaus/die Hausgeburtshebamme sollte die Möglichkeit haben, nicht nur Interventionen abzurechnen, sondern auch die wichtigen Beratungen nach Dauer, Bewegungsmotivation, konkreten Anleitungen und vieles mehr.

Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?

Wienke Schucht: Mein nächstes Projekt, wenn man es so nennen darf, wird mein außerklinischer Einsatz auf Island sein. Dort darf ich die Hebammenarbeit jeweils eine Woche im Geburtshaus und in einer Klinik kennenlernen. Ich bin sehr gespannt, was ich dort Neues lernen werde und was ich daraus für meine zukünftige Arbeit mitnehme.

Aktionsbüro: Danke Wienke Schucht!

   IMPRESSUM

Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. 
Geschäftsführer: Thomas Altgeld 
Schillerstraße 32 · 30159 Hannover 
Internet: www.gesundheit-nds-hb.de
LinkedIn: @lvgafs

Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS Nds. HB e. V.) ist ein gemeinnütziger, unabhängiger und landesweit arbeitender Fachverband für Gesundheitsförderung, Prävention und Sozialmedizin mit Sitz in Hannover. Mitglieder sind Institutionen und Personen aus dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich.

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