Newsletter
04 / 2025

Logo, Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt
Frau im Kapuzenpullover breitet ihren Arm in der Nähe von Bäumen mit Schnee aus

Liebe Leser:innen, 

seit Juni beschäftigt sich der Niedersächsische Landtag mit dem Antrag der SPD- und Grünen-Fraktionen zum „Landesaktionsplan Gute Geburt“. Im Oktober waren die Mitarbeiterinnen des Aktionsbüros gemeinsam mit Thomas Altgeld, dem Geschäftsführer der LVG & AFS Nds. HB e.V., zusammen mit weiteren Akteur:innen z.B. von Mother Hood, dem Aktionsbündnis gute Geburt und dem Hebammenverband Niedersachsen e.V. zu einer öffentlichen Sitzung in den Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung eingeladen. Dort gab es die Gelegenheit, eine Stellungnahme zum geplanten Landesaktionsplan abzugeben. Das Aktionsbüro nutzte diese Gelegenheit, um auf die Ergebnisse der Dialogwerkstatt des Runden Tisches Geburtshilfe hinzuweisen, die im September stattgefunden hatte. Der Ausschuss sprach daraufhin eine Einladung zu einer Folgesitzung am 11. Dezember aus. Hier wird die Arbeitsgruppe Aktionsplan des Runden Tisches Geburtshilfe die in der Dialogwerkstatt erarbeiteten Ziele und Impulse für einen Landesaktionsplan zum 9. Nationalen Gesundheitsziel Gesundheit rund um die Geburt vorstellen. 

Wenn Sie Wünsche, Kommentare, Tipps und Beiträge für die nächste Newsletter-Ausgabe haben, schreiben Sie gerne eine E-Mail an: aktionsbuero-geburt@gesundheit-nds-hb.de

Viel Spaß beim Lesen, eine besinnliche Weihnachtszeit und ein friedliches und gesundes neue Jahr wünscht Ihnen das Team vom Aktionsbüro Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen! 

Besuchen Sie auch die Website des Aktionsbüros Gesundheit rund um die Geburt in Niedersachsen unter www.gesundheit-rund-um-die-geburt-nds.de.

   AKTUELLES AUS DEM AKTIONSBÜRO

Gute Nachrichten für das Aktionsbüro „Gesundheit rund um die Geburt“
Die politische Liste der regierungstragenden Fraktionen für den Landeshaushalt 2026 wurde veröffentlicht und wir freuen uns sehr, mitteilen zu können, dass das Aktionsbüro für ein weiteres Jahr gefördert wird. Unsere landesweite Arbeit kann damit erneut politisch gestärkt fortgeführt werden, um regionale Netzwerke und Projekte rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr weiter auszubauen. Wir danken allen politisch Verantwortlichen, die sich für die Verbesserung der geburtshilflichen Versorgung in Niedersachsen einsetzen.
 

Runder Tisch Geburtshilfe
Als 3. Termin des Runden Tisches Geburtshilfe fand am 26. September erweitert durch etwa 50 geladene Expert:innen aus vielen Berufs- und Interessengruppen im Clinical Research Center der MHH die Dialogwerkstatt Geburtshilfe in Niedersachsen stärken: Interprofessionelle Ansätze für eine zukunftsfähige Versorgung statt. Ziel der Veranstaltung war es, die Basis für einen Aktionsplan für Niedersachsen zur Umsetzung des 9. Nationalen Gesundheitsziels „Gesundheit rund um die Geburt“ zur Verbesserung der Betreuung von Frauen und Familien in dieser sensiblen Lebensphase zu entwickeln. Aufbauend auf den dort gemeinsam formulierten Ansätzen hat die Arbeitsgruppe Aktionsplan des Runden Tisches nun erste Ideen für kurz-, mittel- und langfristige Ziele für einen Landesaktionsplan formuliert. Diese Ideen sind auch beim derzeit ebenfalls zu dieser Thematik arbeitenden Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung des Niedersächsischen Landtages auf Interesse gestoßen und werden dort von den Mitarbeitenden der Arbeitsgruppe Aktionsplan des Runden Tisches am 11. Dezember in einer Ausschusssitzung vorgestellt.
Auch aus der Arbeitsgruppe Hebammenkreißsaal gibt es etwas sehr Erfreuliches zu berichten. Aus dem Budget des Aktionsbüros konnte die Förderung für die Zertifizierung des Hebammenkreißsaals im KRH Gehrden angeschoben werden. Ende November wurde das Audit durchgeführt und es gibt berechtigten Grund zu der Annahme, dass es erfolgreich bestanden wurde.
Aus der Arbeitsgruppe Verbesserung der Gesundheitskompetenz von Schwangeren, Müttern und Familien ist zu berichten, dass die Ergebnisse der Befragung der Netzwerkkoodinator:innen Frühe Hilfen und Jugendämter vom Sommer dieses Jahres zu einer Good-Practice-Sammlung zusammengestellt und nun an die befragte Gruppe zurückgegeben wurden. So sind die guten Ideen der einzelnen Kommunen für alle sichtbar und können die Arbeit vor Ort bereichern. Ein weiterer Schwerpunkt in dieser Arbeitsgruppe ist die Zusammenarbeit mit den Hochschulen mit Studiengang Hebammenwissenschaft im Kontext mit der Kampagne „Wusstest du schon…“, die basierend auf den Ideen der Studierenden (werdende) Eltern zu unterschiedlichen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr informieren soll.

Der vierte Termin des Runden Tisches findet am 12. Dezember statt.  Hier werden die Mitarbeitenden aus den einzelnen Arbeitsgruppen zu den Ereignissen des Jahres berichten.

Dialogwerkstatt „Geburtshilfe in Niedersachen stärken“: (von links) Hilke Schauland, Paula Föhr und Prof.in Dr.in Mechthild Groß - Foto: Finnja Lindemann

Dialogwerkstatt „Geburtshilfe in Niedersachen stärken“: (von links) Hilke Schauland, Paula Föhr und Prof.in Dr.in Mechthild Groß - Foto: Finnja Lindemann
 

Digitale Mittwochsfortbildung
Die letzte Mittwochsfortbildung dieses Jahres fand am 26. November in zeitlicher Nähe zum Roses Revolution Day statt und griff traditionell das Thema Gewalt in der Geburtshilfe auf. Dr.in Tina Jung von der Justus-Liebig-Universität Gießen sprach über Gewalt und System - Begriffe, empirische Befunde und gesellschaftliche Kontexte von Gewalt in der Geburtshilfe. Die Veranstaltung war mit über 100 Anmeldungen sehr gut gebucht und zeigte damit die dauerhafte Brisanz dieser Thematik auf.

   NETZWERKARBEIT

Dialog der CDU-Landtagsfraktion „Was braucht die Geburtshilfe in Niedersachsen?“
Am 19. September 2025 lud die CDU-Landtagsfraktion unter dem Titel „Was braucht die Geburtshilfe in Niedersachsen?“ zu einem Dialog in den Landtag ein. Schon in der Eröffnung durch die CDU-Abgeordnete Laura Hopmann wurde die prekäre Lage deutlich: viele Kreißsäle sind von Schließung bedroht, Hebammen fehlen und der neue Hebammenhilfevertrag schafft zusätzlich große Unsicherheit.
Die anschließenden Beiträge machten die Vielschichtigkeit der Situation sichtbar. Besonders eindrücklich schilderte Beleghebamme Tanja Kenkel aus dem St. Marienhospital Vechta, dass die geburtshilfliche Versorgung in ihrer Klinik kurz vor dem Aus steht. Sie kritisierte die aktuellen Regelungen im Hebammenhilfevertrag und forderte eine umfassende Vergütung im Beleghebammensystems und die freie Wahl des Geburtsortes. Beleghebammen, Vertreter:innen des Hebammenverbandes Niedersachsen e.V. (HVN) und der Elterninitiative Mother Hood e.V. forderten eine bessere und faire Vergütung, die freie Wahl des Geburtsortes und eine gesicherte 1:1-Betreuung. Vertreter:innen von Krankenkassen und Krankenhäusern verwiesen hingegen auf bestehende Strukturen und Finanzierungsmechanismen.
Die Diskussion war engagiert und teils sehr emotional. Die Hebammen warnten davor, dass der neue Hebammenhilfevertrag ihren Beruf gefährde. Sie machten deutlich: wenn Hebammen ihre Arbeit unter den aktuellen (finanziellen) Bedingungen nicht mehr leisten können oder wollen, droht die große Gefahr sinkender Versorgungsqualität.
So wichtig die Veranstaltung war, so klar wurde auch, dass viele Fragen offenbleiben. In zeitlicher Nähe zur Dialogveranstaltung wurde das Thema aufgrund der anhaltenden Sorgen und Berichte aus den Kreißsälen - darunter zahlreiche Kündigungen von Beleghebammen - auch im parlamentarischen Raum weiter behandelt. Obwohl der Vertrag formal außerhalb des direkten Einflussbereichs von Landesregierung und Landtag liegt, wurde aus der Fachwelt mehrfach der Wunsch geäußert, das Thema weiterhin sichtbar zu halten und politisch zu begleiten. Am Mittwoch, den 19. November 2025, wurde daher im Plenum eine „Dringliche Anfrage“ der CDU mit dem Titel „Wie wirkt sich der neue Hebammenhilfevertrag auf die geburtshilfliche Versorgung in Niedersachsen aus?“ behandelt. Die Videoaufzeichnung ist unter TOP22b verfügbar.
 

Niedersächsischer Landtag arbeitet am „Landesaktionsplan Gute Geburt“
„Die Art und Weise, wie wir zur Welt kommen, spielt eine entscheidende Rolle." Mit diesen Worten beginnt der Antrag zum "Landesaktionsplan Gute Geburt: Eine gesunde und gute Geburt für Mütter und Kinder sicherstellen", über den derzeit der Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung des Niedersächsischen Landtages berät. Für den 2. Oktober war das Aktionsbüro zusammen mit weiteren Akteur:innen (z.B. Aktionsbündnis Gesundheit Rund um die Geburt, MotherHood e. V., Hebammenverband Niedersachsen e.V., Verband der Ersatzkassen e. V., Landesverband Niedersachsen der Ärztinnen & Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V. und DIAKOVERE) zu einer öffentlichen Sitzung eingeladen, um eine Stellungnahme zum geplanten Landesaktionsplan abzugeben. Das Aktionsbüro nutzte diese Gelegenheit, um auf die Ergebnisse der Dialogwerkstatt des Runden Tisches Geburtshilfe hinzuweisen und erhielt daraufhin eine Einladung, die dort erarbeiteten Ziele und Impulse für einen Landesaktionsplan zum 9. Nationalen Gesundheitsziel Gesundheit rund um die Geburt in der Sitzung des Ausschusses am 11. Dezember vorzustellen. So können die Ergebnisse der Dialogwerkstatt bestmöglich genutzt und Synergien zwischen der Arbeit des Runden Tisches Geburtshilfe und der Arbeit des Ausschusses für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung geschaffen werden. Das Protokoll der 71. Sitzung ist bei den Niederschriften der Ausschüsse zu finden.
 

Vierter Austausch Frühe Hilfen, Präventionsketten, KGC und Aktionsbüro
Mitte Oktober fand wieder ein Austauschtreffen mit den Frühen Hilfen und verschiedenen Projekten der LVG & AFS Nds. HB e.V. statt. Die Treffen finden seit 2024 zweimal jährlich statt und haben das Ziel, Synergieeffekte zu nutzen. In gewohnter Weise informierten sich die Teilnehmenden wechselseitig über ihre derzeitigen Tätigkeiten. Ein zentrales Thema dieses Austausches war die besorgniserregende Situation bzgl. des nach wie vor ungenügenden therapeutischen Angebotes für (werdende) Eltern mit psychischen Erkrankungen und die sich daraus ergebenden potentiellen Gefahren für die Kinder.
 

Runder Tisch Frauen- und Mädchengesundheit der Region Hannover
Für den 28. Oktober war das Aktionsbüro an den Runden Tisch Frauen- und Mädchengesundheit der Region Hannover eingeladen, um dort seine Arbeit in einer kurzen Präsentation vorzustellen. Da der Termin nicht persönlich wahrgenommen werden konnte, wurde dafür ein kurzer digitaler Einspieler vorbereitet, der auf sehr positive Resonanz stieß.
 

Regionaler interprofessioneller Austausch zur Schwangerenvorsorge in Hannover
Für den 12. November 2025 hatte das Ärztenetz Frauengesundheit Hannover die freiberuflich tätigen Hebammen zum zweiten gemeinsamen Austausch in die Ärztekammer Niedersachsen eingeladen. Im Ärztenetz sind ca. 80 Gynäkolog:innen aus der Region Hannover miteinander in Kontakt und es besteht der Wunsch, die Vernetzung mit anderen Berufsgruppen, insbesondere den Hebammen, auszubauen, um die interprofessionelle Zusammenarbeit zu verbessern. Der aktuelle Termin wurde maßgeblich genutzt, um über die Schwangerenvorsorge im Wechselmodell zu reden. In diesem Kontext wurde auch auf die Broschüren „Schwangerenvorsorge Hand in Hand“ und „So gelingt die interdisziplinäre Vorsorge in der Schwangerschaft“ sowie das Schriftstück „Interprofessionelle Schwangerenvorsorge: Kein Abrechnungs- oder Haftungsproblem“ des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. verwiesen.
Der Austausch soll im 6-monatigen Rhythmus fortgesetzt werden. Für den nächsten Termin soll das Thema Anti-D-Prophylaxe für Frauen nach ambulanter Geburt, Haus- oder Praxisgeburt vertiefend behandelt werden.
 

European Midwifery Homecoming 2025
Die Forschungs- und Lehreinheit Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hatte für den 14. November 2025 zu einer Hebammenkonferenz in die Räume der MHH eingeladen, um den Abschluss des 2009 ins Leben gerufenen Programms „European Master of Science in Midwifery“ zu feiern. Der Europäische Master of Science in Hebammenwissenschaft an der MHH wurde viele Jahre gemeinsam mit der ZUYD-University of Applied Science und der HES-SO University of Applied Science of Western Switzerland durchgeführt. Viele seiner Absolvent:innen sind heute weltweit in führenden Positionen in Praxis, Lehre oder Forschung zu finden.
 

Neue Level 1- Klinik HENRIKE in Hannover eröffnet
Am 18. November gab es im Zusammenhang mit der jährlichen Fortbildungsveranstaltung des Kinder- und Jugendkrankenhauses auf der Bult in Hannover für Hebammen und Pflegefachkräfte die Möglichkeit, an einer Führung durch die neuen Räume der HENRIKE teilzunehmen. Das große Perinatalzentrum Level 1, in dem sich die geburtshilfliche Abteilung und die Neugeborenen-Intensiv-Station Wand an Wand befinden, hat vor einigen Wochen endlich den Betrieb aufgenommen. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Frauenklinik und Kinderklinik soll auch für Kinder mit postpartalem intensivmedizinischem Versorgungsbedarf ein möglichst sanfter Start mit guter Bonding-Phase ermöglicht werden. Die Geburtenzahl in der Startphase lässt annehmen, dass in der HENRIKE jährlich ungefähr 3000 Kinder zur Welt kommen werden.

Foto: Finnja Lindemann

Foto: Finnja Lindemann

   WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Paracetamol bei Schwangeren: US-Regierung sieht Autismusrisiko, Widerspruch aus Europa
In jüngsten Diskussionen wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen Paracetamol-Einnahme in der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für Autismus oder andere neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern thematisiert. Die wissenschaftliche Evidenz dazu bleibt jedoch uneinheitlich und widersprüchlich. Die US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) betont, dass kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen ist und Paracetamol weiterhin das sicherste frei verfügbare Analgetikum und Antipyretikum für Schwangere darstellt. Gerade im Bereich der Geburtshilfe ist wichtig: Alternativen wie Ibuprofen oder Aspirin sind in der Schwangerschaft vielfach kontraindiziert und können den Fötus deutlich stärker gefährden.
Europäische Fachbehörden wie die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sehen keinen Anlass, bestehende Empfehlungen zu ändern. Auch Embryotox, das zentrale deutsche Beratungszentrum für Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit, stuft Paracetamol weiterhin als Mittel der Wahl bei behandlungsbedürftigen Schmerzen und Fieber ein. Die langjährige Datengrundlage umfasst über 2000 systematisch ausgewertete Schwangerschaften.
Studien, die Paracetamol mit Autismus oder ADHS in Verbindung bringen, werden von Embryotox kritisch bewertet: Diagnosen seien oft uneinheitlich, viele Einflussfaktoren nicht berücksichtigt, Ergebnisse statistisch schwach und ein plausibler biologischer Mechanismus fehle. Zudem weisen einige Daten darauf hin, dass genetische und familiäre Faktoren den größten Anteil am Risiko haben.
Für die klinische Praxis in der Geburtshilfe gilt weiterhin: Paracetamol sollte so niedrig dosiert und so kurz wie möglich, aber bei medizinischer Notwendigkeit ohne unnötige Sorge eingesetzt werden, denn auch unbehandeltes Fieber kann Risiken für Mutter und Fötus bergen.
 

Beikosteinführung: Traditionelle und neue Ansätze im Vergleich
Die Einführung von Beikost ist ein wichtiger Schritt in der Ernährungsentwicklung von Säuglingen. Laut der WHO sollte sie beginnen, wenn die Muttermilch oder Säuglingsnahrung allein den Nährstoffbedarf nicht mehr abdeckt. Eine aktuelle Übersichtsarbeit fasst Studien zu traditionellen und modernen Beikostmethoden zusammen, darunter das klassische Füttern mit dem Löffel, das Baby-Led Weaning (BLW) und pflanzenbasierte Kostformen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die nach dem BLW-Prinzip essen, oft weniger wählerisch sind und mehr Freude am Essen zeigen. Eine randomisierte Studie fand keine erhöhte Rate von Unterernährung oder Eisenmangel bei BLW im Vergleich zur traditionellen Beikost.
Beobachtungsstudien berichten zwar häufiger von Verschlucken beim BLW, kontrollierte Untersuchungen zeigen jedoch keine signifikanten Unterschiede bei schweren Ereignissen. Pflanzliche Beikostformen gewinnen zunehmend an Bedeutung, erfordern aber eine sorgfältige Planung und gegebenenfalls Supplementierung wichtiger Nährstoffe wie Vitamin B12, Eisen und DHA.
Für Frühgeborene empfehlen die Autor:innen eine individuelle Einführung der Beikost, um Nährstoffdefizite und Verdauungsprobleme zu vermeiden. Fachkräfte sollten Familien unabhängig vom gewählten Ansatz kompetent begleiten und auf eine ausgewogene Nährstoffzufuhr achten
 

Schwere RSV-Verläufe bei Säuglingen: Risikofaktoren und Prävention
Extreme Frühgeburten und Kinder mit Vorerkrankungen haben in den ersten Lebensmonaten das höchste Risiko, in der Wintersaison mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) auf einer Intensivstation behandelt zu werden oder zu sterben. Eine bevölkerungsweite schwedische Studie analysierte Daten von 2,3 Millionen Kindern, die zwischen 2001 und 2022 geboren wurden. 38.919 Kinder (1,65 %) erhielten eine RSV-Diagnose, die meisten unter einem Jahr. Während die meisten Verläufe mild waren, erlitten 4.621 Kinder schwere Krankheitsverläufe, darunter 1.210 Intensivaufnahmen und 27 Todesfälle. Das mediane Alter bei Intensivaufnahmen lag bei 1,9 Monaten, 41 % hatten Vorerkrankungen wie Herz- oder Lungenerkrankungen oder Downsyndrom.
Wesentliche Risikofaktoren für schwere Verläufe waren Wintergeburt, niedriges Geburtsgewicht, Mehrlingsgeburt, jüngere Geschwister und bestehende Komorbiditäten. Andere Faktoren wie mütterliches Alter oder familiäres Asthma hatten einen geringeren Einfluss. Geschlecht, Passivrauchexposition und Geburtsland der Eltern spielten keine Rolle.
Die Ergebnisse zeigen, dass schwere RSV-Verläufe häufig auch gesunde Säuglinge unter drei Monaten betreffen. In Schweden empfiehlt das Gesundheitsgremium NT-rådet daher eine Prophylaxe mit dem Antikörper Nirsevimab für alle Säuglinge unter drei Monaten sowie für Risikokinder unter 12 Monaten. Die Studie unterstreicht, dass RSV in den ersten Lebensmonaten eine potenziell lebensgefährliche Bedrohung darstellt und präventive Maßnahmen möglichst alle Kinder berücksichtigen sollten.

   BEST PRACTICE

In dieser Rubrik wird ein Best-Practice-Beispiel beschrieben, das dazu beiträgt, das Angebot und/oder die Unterstützung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr in einer Region zu verbessern. In diesem Newsletter wird der Lotsendienst der Fachstelle Frühe Hilfen Wolfenbüttel vorgestellt.
 

Lotsendienst der Fachstelle Frühe Hilfen Wolfenbüttel
Bereits seit 2019 berät und informiert die Fachstelle Frühe Hilfen des Landkreises Wolfenbüttel Eltern im städtischen Klinikum Wolfenbüttel. Die in diesem Rahmen geschlossene Kooperationsvereinbarung entspricht den fachlichen Anforderungen des Nationalen Zentrums Frühe. Zentrale Qualitätskriterien sind in der Praxis umgesetzt und strukturell verankert worden.
Der Lotsendienst wird von zwei Fachkräften durchgeführt. Eine Beratungsfachkraft und eine Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:in, die beide über langjährige Erfahrungen in den Frühen Hilfen und im Kinderschutz verfügen, sind regelmäßig auf der Wöchnerinnen-Station und im Kreißsaal präsent. Eltern erhalten direkt nach der Geburt einen ersten, niedrigschwelligen Kontakt zu den Frühen Hilfen. Die Neugeborenen werden mit einem kleinen Geschenk willkommen geheißen und Eltern, auch aus angrenzenden Kommunen, erhalten erste Informationen.
Kernaufgabe der Lots:innen ist es, in diesen kurzen Gesprächen Belastungsfaktoren zu erkennen. Bei Bedarf werden die Eltern beraten und Unterstützung vermittelt. Das Team des Klinikums hat bereits bei der Anmeldung zur Geburt frühzeitig Kontakt zu den werdenden Eltern und kann bei Vorliegen gesundheitlicher, psychischer und sozialer Risikofaktoren den Kontakt zu den Frühen Hilfen herstellen. Auf der Homepage des Klinikums wird auf das Angebot der Frühen Hilfen hingewiesen.
Darüber hinaus besteht beispielsweise im Rahmen von Früh- und Dienstbesprechungen ein enger Austausch zwischen den Lots:innen mit den Hebammen, Fachkräften für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und dem ärztlichen Team. Niedrigschwellige Schulungen der kooperierenden Akteur:innen und ein gemeinsamer Fachtag haben stattgefunden. Bei akutem Bedarf nimmt das Team des Klinikums auch außerhalb der Lotsendienstzeiten Kontakt zur Fachstelle auf. Ein Aufkleber der Fachstelle Frühe Hilfen wird vom Klinikpersonal in die U-Hefte geklebt, so dass Eltern auch zu späteren Zeitpunkten Kontakt zur Fachstelle aufnehmen können. Die Kommunikationswege intern und extern sind klar definiert. Ein Leitfaden zum Vorgehen bei Kindeswohlgefährdung und eine Checkliste bei geplanter Inobhutnahme in der Klinik sind im Zusammenwirken mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) entwickelt worden. Diese enge Zusammenarbeit, die sich auch im Arbeitskreis „Krisen rund um die Geburt“ fortsetzt, wurde um einen wichtigen Baustein erweitert. Im Rahmen des Hebammenstudiums ist auch ein Externat, also Einsätze außerhalb des Klinikums, vorgesehen. Dieses können die Studierenden nun auch in der Fachstelle Frühe Hilfen absolvieren.
„Für unser Team bedeutet die Zusammenarbeit mit der Fachstelle Frühe Hilfen eine echte Entlastung. Familien in schwierigen sozialen Lebenslagen benötigen oftmals eine intensive Zuwendung, welche im strukturierten und hochfrequenten Stationsalltag nur schwer zu leisten ist", unterstreicht Matthias Buhles, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Städtischen Klinikum, die Wichtigkeit des Angebots. Die Kooperation zwischen Klinikum und der Fachstelle trägt damit auch über kommunale Grenzen hinaus zu einer gesunden Kindesentwicklung bei.
Kontakt: Anette Scheffer (Fachstelle Frühe Hilfen Wolfenbüttel)

   MEDIENTIPP

#NichtOhneHebamme: Joko & Klaas I 15 Minuten live 

#NichtOhneHebamme: Joko & Klaas I 15 Minuten live

Joko & Klaas gewannen im Rahmen ihrer Spielshow 15 Minuten freie Sendezeit beim Sender ProSieben. Sie widmeten sich Ende November einem zentralen Thema in der Geburtshilfe und blickten auf die Arbeit von Hebammen. Ihr neues Video zeigt eindrücklich, warum sichere und selbstbestimmte Geburten ohne Hebammen nicht möglich sind und weshalb die Situation der Hebammen gerade jetzt die volle Aufmerksamkeit der Gesellschaft benötigt.
Hintergrund ist der am 1. November 2025 in Kraft getretene Hebammenhilfevertrag, der freiberuflich tätige Hebammen und insbesondere die Beleghebammen vor enorme Probleme stellt. Bei bis zu 30 % weniger Vergütung müssen gleichzeitig neue, bürokratische Hürden für die Abrechnung mit den Krankenkassen bewältigt werden. Erste Hebammen und ganze Beleghebammen-Teams haben bereits aufgehört. 

Evidenzbasierte Wochenbettpflege – Eine Arbeitshilfe für Hebammen im Praxisalltag

Evidenzbasierte Wochenbettpflege – Eine Arbeitshilfe für Hebammen im Praxisalltag

Dieses Praxislehrbuch überzeugt durch einen klaren, sinnvollen Aufbau und verbindet traditionelle Hebammenkunde mit aktuellen evidenzbasierten Erkenntnissen. Verständlich erläutert es die Wochenbettpflege in all ihren Facetten, von der Beratung der Wöchnerin über Stillen, Neugeborenenpflege und Ernährung bis hin zu psychischen Aspekten der Elternschaft. Besonders hilfreich sind die ergänzenden Abbildungen, Dokumentationsbögen und Zeichnungen zu relevanten Handgriffen. Die Betrachtung besonderer Lebenslagen und möglicher Herausforderungen macht das Werk zusätzlich praxisnah. Eine gelungene Synthese zwischen Erfahrung und Evidenz. (fil)
KIRSTIN BÜTHE: Evidenzbasierte Wochenbettpflege. Eine Arbeitshilfe für Hebammen im Praxisalltag. 3. Aktualisierte Auflage. W. Kohlhammer, Stuttgart, 2023, 326 Seiten, 978-3-17-041528-7, 42,00 Euro

Frauenkörper ticken anders – Warum eine geschlechtersensible Medizin notwendig ist

Frauenkörper ticken anders – Warum eine geschlechtersensible Medizin notwendig ist

Das Thema Gendermedizin rückt zunehmend in den Fokus. Dennoch wird in der Medizin vielfach der Mann als Standardmensch betrachtet. Frauen sind in Medikamentenstudien häufig unterrepräsentiert und zu Krankheiten, die fast ausschließlich Frauen betreffen, wird im auch heute noch stark von Männern dominierten Gesundheitswesen nicht ausreichend geforscht. Miriam Funk ruft zum Umdenken auf und betont, dass Wissen nicht nur mündige Patient:innnen sondern auch kompetente Ärzt:innen schafft. Sie erläutert, warum eine geschlechterbasierte Forschung wichtig ist und auch über eine binäre Zuordnung in Mann und Frau hinausgehen sollte und möchte alle Menschen darin bestärken, ihre geschlechtsspezifischen Bedürfnisse zu vertreten. (sdw)
MIRIAM FUNK: Frauenkörper ticken anders. Warum eine geschlechtersensible Medizin notwendig ist. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main, 2025, 133 Seiten, ISBN 978-3-86321-652-8, 20,00 Euro

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   VERSCHIEDENES

6. Symposium der Frauenmilchbank-Initiative e.V.
Für den 10.- 11. Oktober hatte die Frauenmilchbank-Initiative e.V. (FMBI) gemeinsam mit der Charité nach Berlin zum 6. Symposium der Frauenmilchbank-Initiative eingeladen. Am ersten Veranstaltungstag gab Corinna Gebauer ein Update und einen Ausblick zur FMBI. Im Anschluss erläuterten Daniel Klotz und Janina Hahnloser vom Bundesministerium für Gesundheit, wie sich die SoHO-Verordnung (Substances of Human Origin) auswirken wird, da Humanmilch zukünftig nicht mehr als Lebensmittel, sondern als Substanz menschlichen Ursprungs (SoHo) eingeordnet werden wird und gaben Tipps zur praktischen Umsetzung der Verordnung. Weitere Inputs zum Oberthema „Von der Regulation zur Praxis“ gaben Astrid Wehry, Juliane Walz vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (NRW) und Rudolf Ascherl. Hier ging es um das Zustandekommen und die Umsetzung von Hygieneempfehlungen, um Landesförderungen für Humanmilchbanken sowie die Netzwerkbildung in NRW und das Tracking von Frauenmilch.
Der zweite Tag begann mit einer virtuellen Führung durch die Milchbank der Charité. Danach gab es Vorträge zur Ernährung spezieller Patientengruppen durch Julia Heiter, Bettina Ruf und Monika Berns. Hier ging es um die Priorisierung und Indikationen für Frauenmilch außerhalb von Very Low Birth Weight (VLBW), um Nährstoffanforderungen kinderkardiologischer Patienten in den Neonatal Intensive Care Unit (NICU) und um die Zentrifugation menschlicher Milch. Ein weiterer Vortragsblock gab eine Übersicht zum Thema: Wie machen es die anderen? Hier ging es um mikrobiologische Probengewinnung, um Haltbarkeit und Wiedereinfrieren von Humanmilch sowie um das Projekt NeoMilk. Hierzu sprachen Ralf Böttge, Constanze Westerhuis und Katharina Schmitz. Am Ende der Veranstaltung gab Christoph Fusch einen Einblick in neue Evidenz zu den Vorzügen und Nachteilen gespendeter Frauenmilch, Gillian Wever sprach über Spenderinnengesundheit und Corinna Gebauer aus Leipzig berichtete zum Thema Nachhaltigkeit von Säuglingsernährung. Neben diesen vielfältigen Inputs bot die Veranstaltung sehr gute Gelegenheiten zum Netzwerken und zum informellen fachlichen Austausch. Für Kliniken, die über die Einrichtung einer Humanmilchbank nachdenken oder sich in einem Netzwerk organisieren möchten, ist die FMBI eine exzellente Ansprechpartnerin.
 

Mutterschutz für Selbständige
In Deutschland ist der Mutterschutz für alle abhängig beschäftigten Personen durch das Mutterschutzgesetz (MuSchG) geregelt. Der Schutz umfasst ein Beschäftigungsverbot, das sechs Wochen vor der Geburt beginnt und acht Wochen danach endet. Bei Mehrlingsgeburten, einer kindlichen Behinderung oder Frühgeburtlichkeit erhöht sich diese Zeit. Hinzu kommen generelle und individuelle Arbeitsverbote, die die Gesundheit von Mutter und Kind schon während der Schwangerschaft besser schützen sollen, und auch in der Stillzeit stehen der Mutter Stillpausen während der Arbeit zu. Bisher sind Selbstständige von diesem Schutz ausgeschlossen. Für sie gilt in der Schwangerschaft, rund um die Geburt und in der Stillzeit kein gesetzlich gewährleisteter Schutz. Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IFM) begleitet derzeit wissenschaftlich eine Machbarkeitsstudie: Wege der Unterstützung für Selbständige im Handwerk während Schwanger- und Mutterschaft. Sie soll im August 2026 abgeschlossen sein.
Auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist der Mutterschutz für Selbstständige verankert, es fehlten bisher jedoch konkrete Pläne für die Umsetzung. Nun besteht Grund zur Hoffnung, dass sich das bald ändert. Ende September 2025 kündigte Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) an, dass sie davon ausgeht, dass dem Parlament Anfang nächsten Jahres dazu einen Vorschlag vorliegen wird. Allerdings machte die Bundesministerin zugleich deutlich, dass sich daraus auch eine zusätzliche finanzielle Belastung ergeben wird, für die Finanzierungswege gefunden werden müssen.
Das Bündnis Mutterschutz für Selbständige, ein Zusammenschluss aus Verbänden, Kammern, Vereinen und Personen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, kämpft seit 2024 dafür, den Mutterschutz und die gute Vereinbarkeit von Elternschaft und Selbstständigkeit zu erreichen. Hier heißt es: „Der Mutterschutz für Selbstständige ist mit Blick auf den Gesundheitsschutz der Schwangeren und des (ungeborenen) Kindes elementar. Zusätzlich bietet er einen starken Hebel für eine erfolgreiche weibliche Unternehmensnachfolge und Gründungskultur. Er ist ein zentraler Baustein für die Chancengerechtigkeit in der Selbstständigkeit und leistet außerdem einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung von Art. 3 Abs. 2 GG („Männer und Frauen sind gleichberechtigt“). Mit der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung“ kann jede/r Teil der Lobby für selbstständige Schwangere werden - egal ob kleines Netzwerk, Berufsverband, großer Verein, Kammer, Politiker:in, Expert:in, Gewerkschaft oder Arbeitskreis.
 

Hebammenhilfevertrag
Bei einen Jour fixe des Deutschen Hebammenverband e.V. (DHV) mit Ursula Jahn-Zöhrens kamen am 30. Oktober zwei Tage vor in Kraft treten des neuen Hebammenhilfevertrages weit über 400 Teilnehmende zusammen. Nach einigen Informationen zu Begrifflichkeiten und Dokumenten gab es die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Vielfach verwies Ursula Jahn-Zöhrens bei der Beantwortung auf vergangene Rundbriefe oder auf die FAQ und Umsetzungshinweise über die Versorgung mit Hebammenhilfe nach § 134a SGB V. Bei Fragen zur Privatgebührenverordnung benannte sie die Vorsitzenden der Bundesländer als zuständige Ansprechpersonen. Auf der Website des DHV werden sich im Mitgliederbereich in der nächsten Zeit immer wieder kurzfristig Updates finden.
Inzwischen ist es durch den am 01.11.2025 in Kraft getretenen neuen Hebammenhilfevertrag für freiberuflich tätige Hebamme zu erheblichen finanziellen Einbußen und gleichzeitig zu einem hohen bürokratischen Mehraufwand gekommen. Dies hat laut eines Berichtes des NDR bei einigen geburtshilflichen Kliniken, die mit Beleghebammen arbeiten, bereits zu ersten Kündigungen geführt, weil die Hebammen von ihrer Arbeit schlicht nicht mehr auskömmlich leben können. Von den Kündigungen betroffen sind bisher das Marienstift in Braunschweig sowie das Krankenhaus Winsen, das Agaplesion Göttingen und die Abteilung in Vechta. Susanne Huhndorf, 2. Vorsitzende des Hebammenverbandes Niedersachsen, befürchtet, dass die geburtshilfliche Versorgung der Familien und Frauen in Niedersachsen sich verschlechtern wird, denn weniger Kreißsäle und Hebammen bedeuten weitere Wege und damit erhöhte Risiken für die Schwangeren.
Der GKV-Spitzenverband steht weiterhin mit den Hebammenverbänden im Austausch und hat am 12. November 2025 eine Pressemitteilung zum neuen Hebammenhilfevertrag veröffentlicht. Darin stellt er Anpassungen in Aussicht, die sich auf die Vergütung der Arbeit von Beleghebammen positiv auswirken sollen. Es ist zu hoffen, dass zeitnah eine tragfähige Lösung gefunden und eine Nachbesserung des Vertrages möglich gemacht wird, bevor es zu ernsthaften Versorgungsproblemen für (werdende) Eltern kommen wird. Der Deutsche Hebammenverband begrüßt den Vorstoß des GKV-Spitzenverbands in einem Statement als wichtiges Zeichen, dass endlich die kritische Situation der Hebammen durch das Inkrafttreten des Vertrags ernstgenommen wird. Auch der Niedersächsische Landtag beschäftigte sich im Rahmen einer dringlichen Anfrage durch die CDU am 19. November mit dieser Thematik. Herr Minister Dr. Philippi übernahm die Beantwortung und zeigte auf, dass er zum jetzigen Zeitpunkt keine Gefährdung der geburtshilflichen Versorgung in Niedersachsen befürchte, gleichwohl aber bereits auf Bundesebene im Rahmen der Gesundheitsministerkonferenz auf potenzielle Probleme durch die neue Gebührenverordnung hingewiesen habe. Der Minister formulierte deutlich, dass er die Zuständigkeit für die Nachverhandlung beim GKV-Spitzenverband und den Hebammenverbänden und nicht bei der Landesregierung sieht.

   VERANSTALTUNGEN

Jour fixe zum Hebammenhilfevertrag

   18. Dezember 2025 | 16:30 – 17:30 Uhr, online

Der Deutsche Hebammenverband lädt am 18. Dezember 2025 wieder zu einem Jour fixe zum Hebammenhilfevertrag mit Ursula Jahn-Zöhrens, Beirätin für den Freiberuflichenbereich, ein. Neben dem Austausch zum Hebammenhilfevertrag wird über Neuigkeiten informiert. 

Kollegiale Beratung zu Stillen und Ernährung

   19. Dezember 2025 | 09:00 – 10:30 Uhr, Online

Diese interaktive kollegiale Beratung mit Lysann Redeker, Hebamme, IBCLC, Beauftragte Stillen- und Ernährung Sächsischer Hebammenverband und Barbara Müllerschön-Göhring, Hebamme, Beauftragte für Stillen und Ernährung Hebammenverband Baden-Württemberg, bietet die Möglichkeit, über neue Entwicklungen im Bilde zu bleiben und herausfordernde Fälle im Kreis von Kolleginnen zu reflektieren, um neue Erkenntnisse für die Beratung von Schwangeren und jungen Familien zum Thema Stillen und Ernährung zu integrieren.

Interventionsarme Geburt – was tue ich, wenn ich nichts tue?

   12. und 13. Januar 2026 | 09:00 – 12:30 Uhr, Online

In dem 2-tägigigen Webinar werfen die Teilnehmenden gemeinsam mit der Hebamme und Professorin für Hebammenwissenschaft Christiane Schwarz einen kritischen Blick auf häufige geburtshilfliche Interventionen. Wie können Hebammen physiologische Geburtsverläufe fördern? Welche geburtshilflichen Interventionen sind wann sinnvoll – und welche sind grundsätzlich eher als kritisch zu betrachten? Was sagt die Evidenz? Das Webinar regt an, sich mit der wissenschaftlichen Erlaubnis zum Nichtstun auseinanderzusetzen. Die Referentin geht dabei auf die Grundlagen der evidenzbasierten Betreuung sowie die Förderung der physiologischen Geburt ein und erarbeitet mit den Teilnehmenden eine Alternative zu Interventionskaskaden. Ziel der Fortbildung ist die Fähigkeit, gängige Interventionen nach aktuellen Kriterien beurteilen sowie Interventionen in ihrem klinischen Kontext bewerten zu können. 

Wissensupdate für Praxisanleitende und interessierte Hebammen: Praxisanleitung nach einer erlebten Schulterdystokie

   13. und 20. Januar 2026 | 18.00 – 19:30 Uhr, online, Online

Praxisanleitung in Notfallsituationen scheint unmöglich und bietet gerade deswegen ein großes Lernpotential und die Chance, eigene Handlungsweisen im Notfall zu reflektieren und weiterzugeben.
Die zweiteilige Fortbildung mit Lisa Weßling, Hebamme / Lehrerin für Pflege und Gesundheit (M.A.), Lehr- & Praxisbeauftrage am Institut für Hebammenwissenschaft, Praxiskoordinatorin für die Außerklinik, greift folgende Inhalte auf:

  • Wiederholung der pathophysiologischen Grundlagen der Schulterdystokie
  • Einführung von Kommunikationshilfen mit Lernenden in Notfällen
  • Austausch über Hindernisse und Schwierigkeiten im Umgang mit Lernenden bei Notfällen

Sanfte manuelle Techniken bei unruhigen Säuglingen

   02. und 03. Februar 2026 | 10:00 – 17:30 Uhr, Hannover

Sorgenvolle Fragen von Eltern gehören zum Alltag von Hebammen. Häufig geht es um das Trinkverhalten des Kindes, Blähungen, Unruhe oder anhaltendes Weinen. Kleine manuelle Hilfen können bei vielen dieser Symptome helfen – da sie dem Baby helfen, sich zu entspannen. In diesem Seminar zeigt die Hebamme Kerstin Niklas, die seit vielen Jahren die Technik der Ortho-Bionomy praktiziert, wie Sie Ihren Blick für Dysfunktionen schärfen und mithilfe von sogenannten Reflex-Release-Techniken Spannungssituationen auflösen können. Informationen über die motorische Entwicklung und frühkindlichen Reflexe des Kindes im ersten Lebensjahr bieten in diesem Kurs die Grundlage für das Erlernen der Techniken.

Das Mikrobiom

   13. Februar 2026 | 09:45 – 17:30 Uhr, Oldenburg

Die Zeit direkt vor, während und nach der Geburt bildet ein sensibles Entwicklungsfenster, das das gesamte weitere Leben des Kindes prägt. Kurz vor und während der Geburt erhält das Neugeborene das Darmmikrobiom der Mutter, das entscheidend für den Aufbau des Immunsystems ist. Gleichzeitig entwickeln sich – beeinflusst durch Geburtsmodus und Bonding – die Beruhigungsfunktionen von Herz, Kreislauf und Atmung sowie wichtige Hirn- und Vagusfunktionen. Diese sind wesentlich dafür, wie gut ein Mensch später mit Stress umgehen kann. Dr. Helmut Jäger, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, referiert darüber wie ein gutes Mikrobiom des Kindes durch das Stillen und optimales Bonding gestärkt wird.

Sozialrechtlicher Schwangerenberatung

   19. Februar 2026 | 10:00 – 12:00 Uhr, Online

Wann beginnt der Mutterschutz? Welche Rechte hat eine schwangere Arbeitnehmerin? Welche finanziellen Leistungen gibt es und wo müssen sie beantragt werden? Die Beratung zu finanziellen Unterstützungen für Schwangere und junge Familien nimmt in der Schwangerenberatung einen immer größeren Raum ein. Mutterschutz, Elternzeit und Elterngeld sind komplexe Themen geworden, bei denen viele Schwangere und ihre Partner:innen den Überblick verlieren. Alexandros Pavlidis-Nasogga von der pro familia Beratungsstelle Hannover informiert in dieser Veranstaltung über wichtige Elemente der sozialrechtlichen Schwangerenberatung.

Neugeborenenikterus

   04. März 2026 | 09:45 – 17:30 Uhr, Online

Ein erhöhter Anfall von Bilirubin im Serum tritt physiologisch bei allen Kindern in den ersten Lebenstagen auf. Bei 60 - 70% aller gesunden und reifen Neugeborenen steigt der Wert so hoch an, dass eine Gelbfärbung der Haut beobachtet werden kann. In diesem Seminar geht es um einen sicheren Umgang mit ikterischen Kindern im häuslichen Wochenbett, denn durch die frühe Entlassung von Mutter und Kind nach der Geburt sind freiberufliche Hebammen mehr denn je gefordert, ikterische Neugeborene richtig zu beurteilen und rechtzeitig zur Diagnostik und Therapie weiterzuleiten.

Update Wochenbett

   24. und 25. März 2026 | 9:00 – 12:30 Uhr, Online

Die Anforderungen an die Wochenbettbetreuung durch Hebammen haben sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Was ist neu? Welche aktuellen Studien und wissenschaftlichen Erkenntnisse sollten Sie kennen? In diesem Webinar beleuchtet Daniela Erdmann die inhaltlichen und strukturellen Anforderungen der Wochenbettbetreuung. Sie erfahren, wie die physiologischen Prozesse durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse unterstützt werden können und wie sich das Konzept des Empowerments in der Betreuung umsetzen lässt. Im Rahmen einer ausführlichen Fallarbeit erarbeiten Sie, wie Diagnose- und Therapieansätze in der Wochenbettbetreuung auf Basis von Leitlinien, Evidenzen und Ihrer eigenen Erfahrung entwickelt werden.
 

Weiterer Veranstaltungen finden Sie auf unserer Website.

   IM GESPRÄCH MIT ...

Porträtfoto von Frau Kristina Quakulinsky

Kristina Quakulinsky
Leiterin des Koordinierungszentrums Frühe Hilfen – Frühe Chancen der Region Hannover

Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!

Kristina Quakulinsky: Ich bin Kristina Quakulinsky, Leiterin des Koordinierungszentrums Frühe Hilfen – Frühe Chancen der Region Hannover und seit vielen Jahren in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe tätig. Seit kurzem bin ich auch aktiv im Vorstand des Qualitätsverbundes Babylotse e.V.. Ich bin überzeugt, dass frühe Unterstützung tragfähige Beziehungen und gesundes Aufwachsen ermöglicht. Besonders wichtig ist mir, dass Familien rund um die Geburt mit den Frühen Hilfen ein verlässliches Umfeld erleben, das stärkt und entlastet.

Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?

Kristina Quakulinsky: Ich würde am liebsten eine Talkrunde moderieren, in der leitende Chefärzt:innen aus Psychiatrie und Geburtskliniken, Entscheidungsträger:innen aus Politik und Verwaltung, Social-Media-Influencer:innen, Fachkräfte der Frühen Hilfen sowie Mütter und Väter aus verschiedensten Lebenslagen gemeinsam ins Gespräch kommen.

Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?

Kristina Quakulinsky: Es würde um gegenseitiges Verständnis gehen: um Ansprüche und Erwartungen, um Sprachmittlung zwischen Fachsprache und Lebenswelt, um die Realität von Belastungen rund um die Geburt und darum, wie Gesundheitswesen, Jugendhilfe und Öffentlichkeit miteinander ein ehrliches Bild von früher Elternschaft zeichnen können. Ebenso um konkrete Bedarfe wie mehr stationäre Eltern-Kind-Plätze, zuverlässige Übergänge zwischen den Systemen, den weiteren Ausbau der Angebote der Frühen Hilfen und interprofessionelle Qualitätszirkel im Sozialraum.
Wir würden diskutieren, wie wir das gesellschaftliche Narrativ der „perfekten“ Elternschaft verändern können: weg von idealisierten Bildern– hin zu mehr Solidarität, Entlastung und der Selbstverständlichkeit, Hilfe anzunehmen. Damit daraus verbindliche Formen der Zusammenarbeit entstehen, die für Familien wirklich spürbar werden.

Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrem Gesprächspartner eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?

Kristina Quakulinsky: Ich würde mir wünschen, dass wir Sprache in all ihren Facetten als gemeinsamen Schlüssel begreifen. Viele Hürden entstehen nicht aus mangelnder Bereitschaft, sondern aus Missverständnissen: Fachsprache, die im Alltag schwer zugänglich ist, unterschiedliche Logiken in Gesundheitssystem, Jugendhilfe und Sozialgesetzbüchern. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam Wege finden, Sprache als Barriere abzubauen – indem wir uns klarer, verständlicher und zugewandter ausdrücken, und indem wir Zugänge so gestalten, dass Familien sich wirklich eingeladen fühlen und auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Professionen leichter gelingt. Es geht mir darum, Brücken zu bauen: zwischen Eltern und Fachkräften, aber ebenso zwischen den Systemen und Rechtskreisen, damit Informationen, Verantwortung und Unterstützung nicht an Schnittstellen verloren gehen. Wenn wir das schaffen, entsteht ein Miteinander, das Familien wirklich erreicht und die Inanspruchnahme von Hilfen und Unterstützung erleichtert.

Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?

Kristina Quakulinsky: Das nächste große Projekt des Koordinierungszentrums Frühe Hilfen – Frühe Chancen ist die engere Verzahnung bestehender Netzwerke. Den Auftakt bildet das große Netzwerktreffen der Frühen Hilfen am 12. Dezember, bei dem wir fachliche Perspektiven rund um das Thema „Krisen in Schwangerschaft und früher Elternschaft“ zusammenbringen möchten. Unser Ziel ist es, Übergänge für Familien weiter zu stärken, gemeinsam genauer hinzuschauen und mehr Sensibilität für die oft unsichtbaren Herausforderungen rund um die Geburt zu schaffen.
Ein besonders wichtiger Schritt steht zudem Anfang des Jahres bevor: An den drei KRH-Geburtskliniken starten die Babylotsen. Darauf freuen wir uns sehr – ein wirklich bedeutsamer Baustein für wirksame, frühzeitige Unterstützung direkt nach der Geburt.
Aktuelle Informationen gibt es jederzeit auf hannover.de/fhfc sowie in den kommunalen Netzwerken der Frühen Hilfen, die in inzwischen 15 Kommunen der Region Hannover aktiv sind. Und weil gute Netzwerkarbeit auch gute Kommunikation braucht, interviewen wir im Podcast „Chancenreich“ immer wieder verschiedenste Akteur:innen, beleuchten Angebote und Themen aus den Frühen Hilfen – nah an den Menschen und nah an der Praxis.

Aktionsbüro: Danke Kristina Quakulinsky!

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Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. 
Geschäftsführer: Thomas Altgeld 
Schillerstraße 32 · 30159 Hannover 
Internet: www.gesundheit-nds-hb.de
LinkedIn: @lvgafs

Die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. (LVG & AFS Nds. HB e. V.) ist ein gemeinnütziger, unabhängiger und landesweit arbeitender Fachverband für Gesundheitsförderung, Prävention und Sozialmedizin mit Sitz in Hannover. Mitglieder sind Institutionen und Personen aus dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungsbereich.