Aktionsbüro: Bitte stellen Sie sich mit drei Sätzen vor!
Kristina Quakulinsky: Ich bin Kristina Quakulinsky, Leiterin des Koordinierungszentrums Frühe Hilfen – Frühe Chancen der Region Hannover und seit vielen Jahren in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe tätig. Seit kurzem bin ich auch aktiv im Vorstand des Qualitätsverbundes Babylotse e.V.. Ich bin überzeugt, dass frühe Unterstützung tragfähige Beziehungen und gesundes Aufwachsen ermöglicht. Besonders wichtig ist mir, dass Familien rund um die Geburt mit den Frühen Hilfen ein verlässliches Umfeld erleben, das stärkt und entlastet.
Aktionsbüro: Mit wem würden Sie gern mal eine Stunde über Ihre Wünsche zum Thema „Gesundheit rund um die Geburt“ sprechen?
Kristina Quakulinsky: Ich würde am liebsten eine Talkrunde moderieren, in der leitende Chefärzt:innen aus Psychiatrie und Geburtskliniken, Entscheidungsträger:innen aus Politik und Verwaltung, Social-Media-Influencer:innen, Fachkräfte der Frühen Hilfen sowie Mütter und Väter aus verschiedensten Lebenslagen gemeinsam ins Gespräch kommen.
Aktionsbüro: Um welches Thema würde sich dieses Gespräch maßgeblich drehen?
Kristina Quakulinsky: Es würde um gegenseitiges Verständnis gehen: um Ansprüche und Erwartungen, um Sprachmittlung zwischen Fachsprache und Lebenswelt, um die Realität von Belastungen rund um die Geburt und darum, wie Gesundheitswesen, Jugendhilfe und Öffentlichkeit miteinander ein ehrliches Bild von früher Elternschaft zeichnen können. Ebenso um konkrete Bedarfe wie mehr stationäre Eltern-Kind-Plätze, zuverlässige Übergänge zwischen den Systemen, den weiteren Ausbau der Angebote der Frühen Hilfen und interprofessionelle Qualitätszirkel im Sozialraum.
Wir würden diskutieren, wie wir das gesellschaftliche Narrativ der „perfekten“ Elternschaft verändern können: weg von idealisierten Bildern– hin zu mehr Solidarität, Entlastung und der Selbstverständlichkeit, Hilfe anzunehmen. Damit daraus verbindliche Formen der Zusammenarbeit entstehen, die für Familien wirklich spürbar werden.
Aktionsbüro: Wenn Sie sich von Ihrem Gesprächspartner eine Sache wünschen dürften: Was wäre das?
Kristina Quakulinsky: Ich würde mir wünschen, dass wir Sprache in all ihren Facetten als gemeinsamen Schlüssel begreifen. Viele Hürden entstehen nicht aus mangelnder Bereitschaft, sondern aus Missverständnissen: Fachsprache, die im Alltag schwer zugänglich ist, unterschiedliche Logiken in Gesundheitssystem, Jugendhilfe und Sozialgesetzbüchern. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam Wege finden, Sprache als Barriere abzubauen – indem wir uns klarer, verständlicher und zugewandter ausdrücken, und indem wir Zugänge so gestalten, dass Familien sich wirklich eingeladen fühlen und auch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Professionen leichter gelingt. Es geht mir darum, Brücken zu bauen: zwischen Eltern und Fachkräften, aber ebenso zwischen den Systemen und Rechtskreisen, damit Informationen, Verantwortung und Unterstützung nicht an Schnittstellen verloren gehen. Wenn wir das schaffen, entsteht ein Miteinander, das Familien wirklich erreicht und die Inanspruchnahme von Hilfen und Unterstützung erleichtert.
Aktionsbüro: Was wird Ihr nächstes Projekt?
Kristina Quakulinsky: Das nächste große Projekt des Koordinierungszentrums Frühe Hilfen – Frühe Chancen ist die engere Verzahnung bestehender Netzwerke. Den Auftakt bildet das große Netzwerktreffen der Frühen Hilfen am 12. Dezember, bei dem wir fachliche Perspektiven rund um das Thema „Krisen in Schwangerschaft und früher Elternschaft“ zusammenbringen möchten. Unser Ziel ist es, Übergänge für Familien weiter zu stärken, gemeinsam genauer hinzuschauen und mehr Sensibilität für die oft unsichtbaren Herausforderungen rund um die Geburt zu schaffen.
Ein besonders wichtiger Schritt steht zudem Anfang des Jahres bevor: An den drei KRH-Geburtskliniken starten die Babylotsen. Darauf freuen wir uns sehr – ein wirklich bedeutsamer Baustein für wirksame, frühzeitige Unterstützung direkt nach der Geburt.
Aktuelle Informationen gibt es jederzeit auf hannover.de/fhfc sowie in den kommunalen Netzwerken der Frühen Hilfen, die in inzwischen 15 Kommunen der Region Hannover aktiv sind. Und weil gute Netzwerkarbeit auch gute Kommunikation braucht, interviewen wir im Podcast „Chancenreich“ immer wieder verschiedenste Akteur:innen, beleuchten Angebote und Themen aus den Frühen Hilfen – nah an den Menschen und nah an der Praxis.
Aktionsbüro: Danke Kristina Quakulinsky!