Entwicklung der Arbeitslosenzahlen und des Arbeitsmarkts durch die Corona-Pandemie
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales vermeldet für Oktober 2020 eine weitere Stabilisierung des Arbeitsmarkts. So lag laut der Bundesagentur für Arbeit die Arbeitslosenquote (ALQ) mit 2,76 Mio. Arbeitslosen (Oktober 2019: ca. 2,2 Mio.) bei 6% (September 2020: 6,2%). Auf Länderebene betrug die ALQ im Oktober 2020 in Niedersachsen 5,8% (Oktober 2019: 4,8%) und in Bremen 11,6% (Oktober 2019: 10%). Im November 2020 sank die ALQ in Niedersachsen auf 5,7% und in Bremen auf 11,3%. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung geht in seinem Kurzbericht Nummer 20 für das Jahr 2021 von regional sehr unterschiedlichen Erholungsprognosen für den Arbeitsmarkt aus. Insgesamt sei eine Senkung der ALQ für Niedersachsen um 1% und für Bremen um bis zu 8,1% zu erwarten. Die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit hat sich im August mit 2,58 Mio. im Vergleich zum April mit 6 Mio. etwa halbiert. Auch im September war mit 2,22 Mio. Inanspruchnahmen von Kurzarbeit ein weiterer Rückgang zu verzeichnen. Zahlen zur tatsächlichen Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld liegen nur bis September vor. Daten für Oktober und November stehen nur in Form von geprüften Anzeigen der Kurzarbeit zur Verfügung: Im Oktober waren es bundesweit 96.000 Anzeigen, im November 537.000 Anzeigen.
Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind durch die Corona-Krise stärker von Job- und Einkommensverlusten betroffen
Das Institut für Arbeit und Qualifikation widmete sich in einer Publikation von November 2020 den Folgen der Corona-Krise für Minijobber*innen. Allein im März/April 2020 verloren fast eine halbe Million Beschäftigte ihren Minijob. Auch in der zweiten Corona-Welle seien weitere Minijobverluste zu erwarten. Laut eines aktuellen Wochenberichts des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sind die Beschäftigungsverhältnisse im Juni 2020 im Vergleich zu 2019 bereits um 12% zurückgegangen. Dies trifft besonders Frauen und Beschäftigte mit Minijob als Haupttätigkeit. Die Hans Böckler Stiftung verweist zudem auf nachteilige Auswirkungen durch Einkommensverluste für Geringverdiener*innen, Selbstständige, Familien mit Kindern und Menschen mit Migrationshintergrund.
Kurzbericht: Besondere Unterstützungsbedarfe der Leistungsberechtigten in Jobcentern
In einem weiteren Kurzbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom November 2020 wird auf heterogene Bedarfe der Leistungsberechtigten bei der Betreuung und Beratung durch Jobcenter verwiesen. Neben Eltern hätten zudem auch gesundheitlich eingeschränkte Erwerbslose besonderen Betreuungsbedarf. Diesem könne durch spezifisch zugeschnittene und durch die Dialoggruppe als positiv bewertete Beratungsangebote begegnet werden [Weiterlesen].
Einfluss der Corona-Krise auf den Ausbildungsmarkt
Die Situation am Ausbildungsmarkt gestaltete sich durch die Corona-Krise schwierig. Laut einer aktuellen Publikation der Bundesagentur für Arbeit standen Ende September 10.000 Ausbildungsstellen weniger zur Verfügung als erwartet. Im vergangenen Ausbildungsjahr 2019/2020 haben nur 46% der Bewerber*innen eine Ausbildung begonnen. Dies ist der niedrigste Wert seit der Finanzkrise 2009. Knapp ein Viertel der Bewerber*innen sind arbeitslos (5%), unversorgt (6%) oder der Status ist unbekannt (13%) [Weiterlesen].
Videoclips: Bedeutung sozialer Beratung in Zeiten von Corona
Der Verein Armut und Gesundheit in Deutschland e. V. berichtete Anfang November in zwei Videoclips über Herausforderungen, die in der sozialen Beratung von Armutsbetroffenen in der Corona-Pandemie auftreten können. Im ersten Teil werden Anpassungen der Beratungssituation und der Umgang mit alternativen analogen und digitalen Kommunikationskanälen beleuchtet. Teil Zwei thematisiert die soziale Benachteiligung und die Bedeutung sozialer Unterstützung bei der Bewältigung von Jobverlust, Kurzarbeit und bei Antragsstellungen im Jobcenter.
Studie: Einbezug schwer erreichbarer junger Menschen in die Grundsicherung
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung berichtete Ende Oktober über Ergebnisse einer Studie zur Umsetzung des 2016 eingeführten Paragrafen 16h des Zweiten Buches des Sozialgesetzbuches. Dieser ermöglicht es Jobcentern, junge Erwerbslose durch aufsuchende Sozialarbeit niedrigschwellig anzusprechen und den Zugang zur Grundsicherung anzubahnen. Nach der Einführung des Paragraphen stieg die Anzahl aufgenommener junger Erwerbsloser in den Grundsicherungsbezug etwa um das 14-fache an: Im Vergleich zum Zeitraum Dezember 2016 bis Februar 2017 mit 95 jungen Erwerbslosen betrug die Anzahl im gleichen Zeitraum 2018/2019 1.325 [Weiterlesen].
Kurzbericht: Rolle des sozialen Netzwerks von Langzeitarbeitslosen
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung informiert in seinem 22. Kurzbericht vom November über die positiven Auswirkungen sozialer Beziehungen und von Vereinsmitgliedschaften auf die Motivation und das emotionale Befinden von Langzeiterwerbslosen. Demnach könne die Teilhabe an sozialen Netzwerken für Langzeiterwerbslose noch stärker als förderliche Ressource für einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt genutzt werden. Dabei sei zu prüfen, wie diese Teilhabe durch die Förderung von Mitgliedsbeiträgen, durch erweiterte Leistungen des Bildungs- und Teilhabepakets oder durch freiwilliges Engagement ermöglicht werden könne [Weiterlesen].
Forschungsbericht: Evaluation des Bundesprogramms „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“
Ziel des vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierten Bundesprogramms „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ war die Verbesserung sozialer Teilhabe von arbeitsmarktfernen Langzeitleistungsbeziehenden nach dem Zweiten Buch des Sozialgesetzbuches. Am Programm nahmen rund 21.000 Personen und rund die Hälfte der Jobcenter in Deutschland teil. Dieser Forschungsbericht ergänzt und vergleicht den 2019 erschienenen Endbericht um die quantitative Wirkungsabschätzung nach Auslauf des Bundesprogramms am 31. Dezember 2018. Im Fokus stehen die Wirkung der abgeschlossenen Teilnahme am Bundesprogramm auf die soziale Teilhabe, der Erwerbsstatus nach Programmende sowie Wirkungsheterogenitäten. Im Fazit verzeichnete das Programm einen positiven Effekt auf folgende Indikatoren: Aktivität und Mobilität, Selbstvertrauen, Softskills, Soziale Netzwerke und Gesundheitszustand [Weiterlesen].
„Offensive Psychische Gesundheit“
Mit psychischen Belastungen hat jeder Mensch bewusst oder unbewusst zu kämpfen. Nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in Schulen, in der Ausbildung oder im Privatleben. In Kooperation mit über fünfzig Instituten aus dem Präventionsbereich will die „Initiative neue Qualität der Arbeit“, ein Bündnis aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem Bundesministerium für Gesundheit und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, mit dem Projekt „Offensive Psychische Gesundheit“ mehr Offenheit im Umgang mit psychischer Gesundheit schaffen. Weitere Ziele sind die Verzahnung von Präventionsakteur*innen, Schaffung von Hilfsangeboten und ein besserer Zugang zu Angeboten. Das Projekt läuft seit dem 05. Oktober 2020 und bietet unter anderem Beratungsangebote, Dialogveranstaltungen und eine Bandbreite an Aufklärungs- und Informationstexten [Weiterlesen].
Praxisleitfaden „Gesundheitsförderung in Krisenzeiten“
Der frei verfügbare Wissensband des Fonds Gesundes Österreich beschäftigt sich mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie aus der Perspektive der Gesundheitsförderung. Theoretische Konzepte, persönliche Sichtweisen von Expert*innen und Arbeitsansätze im Kontext Gesundheitsförderung und Pandemie, für Settings wie Schule, Gemeinde oder Betrieb, geben Akteur*innen der Gesundheitsförderung erste Handlungsempfehlungen zur Umsetzung [Weiterlesen].
Start der neuen Gesundheitsplattform „gesund.bund.de“
Zum 1. September dieses Jahres ging das Nationale Gesundheitsportal „gesund.bund.de“ des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) online. Die Seite stellt geprüfte Informationen zu häufigen Krankheitsbildern und weiteren Themen wie Prävention, Pflege und Digitalisierung bereit. Die Artikel sollen gut verständlich, benutzerfreundlich und wissenschaftlich fundiert sein. Seit November kooperiert das BMG außerdem mit Google. Bei Stichwortsuchen zu verschiedenen Krankheitsbildern oder Gesundheitsfragen werden künftig Antworten des nationalen Gesundheitsportals prominent in Info-Kästen in den Suchergebnissen erscheinen [Weiterlesen].
„Fehlzeiten-Report 2020 – Gerechtigkeit und Gesundheit“
Die jährliche Berichterstattung über Strukturen und Entwicklungen von krankheitsbedingten Fehlzeiten widmete sich im Jahr 2020 dem Schwerpunkt „Gerechtigkeit und Gesundheit“. Zahlreiche Fachbeiträge und Analysen legen neben den gesellschaftlichen und unternehmerischen Betrachtungsweisen auch individuelle Perspektiven zum Gerechtigkeitsempfinden am Arbeitsplatz dar. Der Fehlzeiten-Report wird vom Wissenschaftlichen Institut der AOK in Kooperation mit der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin herausgegeben [Weiterlesen].
Publikation: Sprachkenntnisse und Arbeitsmarktpartizipation Geflüchteter in Deutschland
Eine aktuelle Publikation des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. untersucht den Zusammenhang zwischen Deutschkenntnissen von Geflüchteten in Deutschland und der Arbeitsmarktintegration. Die Sprachkenntnisse der Geflüchteten stellen einen wichtigen Integrationsfaktor dar, der für einen schnellen und nachhaltigen Eintritt in den Arbeitsmarkt notwendig ist. Hinsichtlich der Integrationskurse bestehe jedoch noch der Handlungsbedarf, diese in ihrer zielorientierten Sprachförderung zu verbessern und damit eine einfachere Arbeitsmarktintegration zu fördern [Weiterlesen].