Klimakrise und Gesundheit
Klimakrise und Gesundheit
Die Klimakrise ist laut Weltgesundheitsorganisation die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert. Mit zunehmenden Hitzewellen, Extremwetterereignissen wie Starkregen und Überschwemmungen, steigender Luftverschmutzung und weiteren Umweltveränderungen birgt sie ein massives gesundheitsschädigendes Potenzial. Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen treten häufiger und stärker auf, Allergien nehmen zu, vektorbasierte Infektionskrankheiten werden sich auch in Mitteleuropa verbreiteten und auch auf die psychische Gesundheit nimmt die Klimakrise Einfluss.
Um diese Veränderungen und ihre Folgen einzudämmen, sind erhebliche Anstrengungen nicht nur im Bereich Klimaschutz notwendig. Seit 2020/2021 hat die LVG & AFS begonnen, Akteur*innen und ihre Dialoggruppen für die Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Gesundheit zu sensibilisieren und zu vernetzen, fundierte Informationen bereitzustellen und im Sinne von Health in All Policies entsprechende Anpassungsstrategien zu unterstützen.
Hintergrund
Das gesellschaftliche Bewusstsein für die Klimakrise ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Gleichzeitig weisen Befragungen darauf hin, dass viele Menschen ihre eigene Betroffenheit nach wie vor als eher gering einschätzen: Vielleicht weil die Veränderungen meist langsam voranschreiten oder das Ausmaß der gesundheitlichen Folgen der Klimakrise kaum bekannt sind. Dabei erleben wir bereits heute auch in Deutschland Klimaveränderungen, die Einfluss auf die Gesundheit jedes Menschen nehmen. Die steigenden Temperaturen, die Extremwetterereignisse und die zunehmende Luftverschmutzung fördern unter anderem:
- Asthmaanfällen durch längere Pollenflugzeiten und andere Atemwegserkrankungen wie Lungenkrebs und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)
- Herzkreislauferkrankungen
- das Risiko für schadstoffbedingte demenzielle Erkrankungen
- Depressionen, Sostalgie und Posttraumatischen Belastungsstörungen
- die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Dengue-Fieber durch die klimabedingte Ausweitung des Lebensraums der Vektoren (Krankheitsüberträgern)
- Hitzeschlag oder Hitzetod
- Ernteausfälle, welche in Unterernährung und Bevölkerungswanderungen gipfeln können
Dabei sind verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich stark exponiert und vulnerabel gegenüber den Folgen der Klimaveränderungen. Zu diesen besonders schutzbedürftigen Gruppen gehören etwa Schwangere, Kinder, armutsbetroffene Menschen, chronisch Erkrankte und ältere Menschen. Die Klimakrise verschärft sogar soziale und gesundheitliche Ungerechtigkeiten.
Die erfreuliche Nachricht ist, dass wir noch Einfluss nehmen können. Neben Maßnahmen zur Reduzierung der Klimaerwärmung können wir die gesundheitlichen Auswirkungen mit Hilfe von Anpassungsmaßnahmen abmildern.
Ziele
Wir möchten für die spezifischen Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Gesundheit sowie für die Handlungsmöglichkeiten von Akteur*innen und jedem einzelnen Menschen sensibilisieren und qualifizieren. Im Rahmen unserer lebensweltbezogenen Arbeit tragen wir dazu bei, Lebenswelten klimaresilient zu gestalten, um die gesundheitlichen Auswirkungen bei den Dialoggruppen abzumildern.
Potenziale
Gesundheit ist ein Thema für alle Politikbereiche – auch für diejenigen, die sich derzeit in erster Linie mit Strategien der Klimafolgenabmilderung, etwa im Bereich Energieversorgung, Verkehr, Wirtschaft und Ernährung, befassen. Gleichzeitig ist die Klimakrise auch ein Thema für Einrichtungen und Akteur*innen im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen.
Gemeinsames Handeln in unterschiedlichen Arbeitsfeldern und Sektoren bietet deshalb große Potenziale für sogenannte „Co-Benefits“, die sowohl die Gesundheitsförderung und Prävention als auch die Klimaanpassung und Klimafolgenabmilderung unterstützen. Sektorenübergreifende, integrierte Anpassungsstrategien können dazu beitragen, wirksam sowohl die fortschreitende Klimakrise abzumildern, deren gesundheitsschädigenden Auswirkungen zu reduzieren, die Gesundheitsförderung zu stärken und dabei zu sozialer und gesundheitlicher Gerechtigkeit beizutragen.
Herausforderungen
Auch wenn das gesellschaftliche Bewusstsein für die Klimakrise und ihre Folgen auch auf die Gesundheit wächst, ist vielen Menschen das Ausmaß der Gefährdung noch nicht bewusst. Der Klimawandel schreitet im Vergleich zu anderen Bedrohungen langsamer, kaum spürbar voran, seine Zusammenhänge sind sehr komplex und für den*die einzelne*n kaum zu überblicken. Viele empfinden ihren eigenen Beitrag und ihre Handlungsmöglichkeiten angesichts dieser globalen Veränderungen zudem als gering, oder sind beispielsweise aufgrund ihrer schwierigen sozioökonomischen Lage in ihrem Alltag vor akutere Herausforderungen gestellt.
Kurzfristiges Denken und Handeln sowie konkurrierende Interessenslagen bilden auch auf Entscheidungsebenen eine große Herausforderung. Hinzu kommen gesetzliche und finanzielle Rahmenbedingungen sowie versäulte Ressortzuständigkeiten, die sektorenübergreifende Strategien bislang kaum fördern, sondern oft behindern.
Die LVG & AFS sucht den Dialog und möchte dazu beitragen, die Vorteile von integrierten Strategien zu verdeutlichen und deren Entwicklung und Umsetzung zu unterstützen.
Unsere Handlungsansätze
Für die LVG & AFS ist die Klimakrise ein Querschnittsthema, das künftig stärker in unseren verschiedenen Arbeitsbereichen mitgedacht wird. Zu unseren Aktivitäten zählen dabei:
- Veranstaltungen zur Sensibilisierung, Qualifizierung und Vernetzung von Akteur*innen aus verschiedenen Bereichen
- Sensibilisierung von Entscheidungsträger*innen für die Auswirkungen und Zusammenhänge zwischen Klimakrise und Gesundheit, insbesondere auf vulnerable Bevölkerungsgruppen
- Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten
- (Mit-)Entwicklung und Begleitung von integrierten Strategien
- Integration des Themas in laufende Projekte sowie Entwicklung und Umsetzung neuer Projekte
- Zusammenstellung und Erstellung von Informationsmaterialien und Arbeitshilfen für die Praxis