Erwerbslose Menschen

Jemand steig eine Treppe hoch

Erwerbslose Menschen

Langanhaltende Erwerbslosigkeit stellt einen gesundheitlichen Risikofaktor dar. Für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist ein (Wieder-)Einstieg in ein Beschäftigungsverhältnis erschwert. Gleichzeitig haben erwerbstätige Menschen mit chronischen Gesundheitsproblemen ein höheres Erwerbslosigkeitsrisiko. Krankheit kann also sowohl Folge als auch Ursache von Erwerbslosigkeit sein.

Um dieser gesundheitlichen Chancenungleichheit zu begegnen, ist die Entwicklung und Umsetzung bedarfsgerechter und nachhaltiger Strukturen und Rahmenbedingungen zur Gesundheitsförderung von erwerbslosen Menschen elementar.

Hintergrund

Der Eintritt in die Erwerbslosigkeit hat massive Auswirkungen auf die Lebensführung. Er bedeutet Veränderung sowohl auf materieller als auch auf immaterieller Ebene. Neben dem beträchtlichen Verlust eines Teils des Einkommens, und damit verbundenen Partizipationsmöglichkeiten, verlieren erwerbslose Menschen häufig auch ihre bisherigen festen Tages- und Zeitstrukturen sowie die an den Arbeitsplatz gebundenen Kontakte zu Kolleg:innen. Die Folgen sind oftmals psychosozialer Stress, gesundheitlich riskantes Verhalten und (psychische) Erkrankungen. Außerdem wurde festgestellt, dass das Einkommen, der Arbeitsstatus und die Bildung einen deutlichen Einfluss auf die Sterblichkeit haben. Dies wird durch die doppelt so hohe Mortalitätsrate von Erwerbslosen im Vergleich zu Erwerbstätigen bestätigt. Dies verdeutlicht auch die niedrigere Lebenserwartung in Regionen mit einer erhöhten Erwerbslosenquote.

Vor diesem Hintergrund hat die Nationale Präventionskonferenz in ihren Bundesrahmenempfehlungen vom 19.02.2016 erwerbslose Menschen als vulnerable Dialoggruppe mit besonderem Gesundheitsförderungs- und Präventionsbedarf beschrieben. Die Präventionsleistungen der gesetzlichen Krankenkassen sollen demnach in lebensweltbezogener Kooperation mit dem Leistungsangebot der Agenturen für Arbeit und den Jobcentern erbracht werden. Wichtig ist auch, dass Gesundheitsangebote für Erwerbslose kostenlos zur Verfügung stehen und auf freiwilliger Basis in Anspruch genommen werden können.

Ziele

Wir fördern die gesundheitliche Chancengerechtigkeit im Kontext der Arbeitsförderung, indem wir

  • für das Thema Gesundheit sensibilisieren,
  • die Gesundheitskompetenz erwerbsloser Menschen stärken,
  • niedrigschwellige Zugänge zu primärpräventiven Angeboten schaffen,
  • Barrieren und Hemmschwellen abbauen,
  • die Vernetzung kommunaler Akteur:innen und Institutionen unterstützen.

Potenziale

Niedrigschwellige und bedarfsorientierte Angebote der Gesundheitsförderung bieten zum einen die Chance, die Gesundheit erwerbsloser Menschen zu erhalten und zu stärken sowie die Lebensqualität zu verbessern. Zum anderen können die Angebote dabei unterstützen, die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten bzw. zu verbessern und den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Es geht darum, erwerblose Menschen für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren und sie zu befähigen, sich selbst für ihre Gesundheit einsetzen zu können. Zudem können Ressourcen und Problemlagen in der Umsetzung von Angeboten mitgedacht werden, wenn die Dialoggruppe als Expert:innen ihres Verhaltens und ihrer Verhältnisse partizipativ miteinbezogen wird.   

Angebote der Gesundheitsförderung, die in lebensweltbezogener Kooperation mit kommunalen Akteur:innen, wie dem Jobcenter, der Agentur für Arbeit, (Sport-)Vereinen oder Arbeitsloseninitiativen entstehen, bergen darüber hinaus das Potenzial, erwerbslose Menschen in ihrer Lebenswelt anzusprechen und kommunale Akteur:innen zu vernetzen, um so nachhaltige Strukturen zu schaffen.

Herausforderungen

Erwerbslose Menschen sind für die Gesundheitsförderung eine Dialoggruppe, die häufig schwerer zu erreichen ist als manch andere Gruppe. Da diese Menschen nicht im Kontext Betrieb bzw. Arbeit für gesundheitsförderliche Strukturen und Angebote erreichbar sind, braucht es andere Zugangswege. Eine Möglichkeit bieten die Jobcenter und Agenturen für Arbeit, die erwerbslose Menschen regelmäßig zum Thema Arbeitsförderung sowie in finanziellen Belangen beraten. Auch Beratungsstellen und andere Multiplikator:innen wie „Peers“, Menschen in vergleichbaren Lebenssituationen, sollten einbezogen werden.

Wie alle Dialoggruppen, finden sich auch erwerbslose Menschen im Setting Kommune wieder. Projekte, die sich erwerbslosen Menschen widmen, brauchen damit kommunale Akteur:innen, um vor Ort bedarfsgerechte Angebote planen zu können. Der Erfolg von Projekten hängt hier also auch davon ab, wie engagiert sich Kommunen und ihre Akteur:innen der Dialoggruppe widmen.

Unsere Handlungsansätze

Die LVG & AFS unterstützt und begleitet Akteur:innen und Institutionen vor Ort bei der bedarfsgerechten Planung und Umsetzung von Projekten für und mit erwerbslosen Menschen. Grundlegend für die Arbeit ist dabei die Vernetzung der Akteur:innen, die in der Kommune aktiv sind und mit der Dialoggruppe in Kontakt stehen. Die Zusammenarbeit unterschiedlichster Partner:innen fördert zum einen die Bündelung von Ressourcen, um zielgerichtete Maßnahmen umzusetzen. Zum anderen trägt sie langfristig zur Nachhaltigkeit von Angeboten und Strukturen in den Kommunen bei.

In allen Stadien eines Projektes, von der Bedarfserhebung bis hin zur Umsetzung und Evaluation, ist uns wichtig, die Dialoggruppe partizipativ einzubeziehen. Damit werden einerseits die Bedarfsgerechtigkeit sowie die Akzeptanz und Inanspruchnahme der Angebote verbessert und andererseits kann schon eine erste Sensibilisierung für das Thema Gesundheit erreicht werden.