Pflegebedürftige Menschen & ihre Bezugspersonen

Eine Frau kämmt einer älteren Dame die Haare

Pflegebedürftige Menschen & ihre Bezugspersonen

Obwohl Menschen mit Pflegebedarf von vielfältigen Beeinträchtigungen betroffen sind, verfügen sie über individuelle Ressourcen und Fähigkeiten, die gezielt gefördert werden können. Wir möchten für ein differenziertes Bild des Alterns und der Pflegebedürftigkeit sensibilisieren und dazu beitragen, die Menschen als Expert:innen ihrer eigenen Lebenswelt anzuerkennen und entsprechende Teilhabe- und Mitbestimmungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Bezugspersonen von pflegebedürftigen Menschen übernehmen bei stetigen Belastungen eine zentrale Rolle in der Versorgung. Gesundheitsförderung für Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen soll dazu beitragen, die Gesundheit von pflegebedürftigen Menschen und ihren Bezugspersonen zusammenzudenken, Übergänge in verschiedene Pflegesettings strukturell zu gestalten und eine qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung zu sichern.

Hintergrund

Bundesweit sind rund 3,4 Millionen Menschen, niedersachsenweit 380.000 Menschen pflegebedürftig im Sinne des SGB XI, das heißt sie können aufgrund von Krankheit oder Behinderung ihren Alltag in Teilen oder vollständig nicht mehr selbständig bewältigen. Circa ein Viertel dieser Menschen lebt in einer stationären Einrichtung. Das Leben dort ist für die:den Einzelnen durch ein Zusammenleben mit anderen Bewohner:innen auf engem Raum, einer vorgegebenen organisatorischen Struktur und relativ festgelegten Tagesabläufen geprägt. Aufgrund bestehender gesundheitlicher Einschränkungen und eines begrenzten Bewegungsradius ist das Leben von pflegebedürftigen Personen im Allgemeinen potenziell von sozialer Desintegration, einer Reduktion persönlicher Kontakte, von Einsamkeit und Isolation bedroht. Zugleich verfügen diese Menschen über enorme Anpassungsleistungen und gesundheitsförderliche Ressourcen, die durch Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung gezielt gestärkt werden können.

Hinter fast jedem pflegebedürftigen Menschen stehen pflegende Angehörige, Personen aus der Familie, dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Gut drei Viertel der pflegebedürftigen Menschen werden bundesweit von 6,5 Millionen und niedersachsenweit von geschätzten 730.000 Bezugspersonen zu Hause versorgt. Die Übernahme einer häuslichen, oft jahrelangen Pflege ist für diese mit teils erheblichen zeitlichen, gesundheitlichen und finanziellen Belastungen verbunden.

Ziele

Mit unserer Arbeit möchten wir dazu beitragen:

  • pflegerische Versorgungssicherheit systematisch zu fördern
  • die Lebensphase mit Pflegebedürftigkeit zu entstigmatisieren
  • gesundheitsförderliche Potenziale in dieser Lebensphase aufzuzeigen
  • für Angehörige als relevante Personengruppe der Gesundheitsförderung sensibilisieren
  • Teilhabechancen zu erhalten
  • Dialoggruppen als Expert:innen der eigenen Lebenswelt zu verstehen und mitbestimmen zu lassen
  • gesunde Orte der Pflege zu schaffen und zu fördern
  • Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege zu etablieren
  • die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Maßnahmen, Projekten und Strukturen zu fördern

Potenziale

Solange ein Mensch lebt, verfügt dieser über zu fördernde Ressourcen. Dieser Grundsatz gilt auch bei pflegebedürftigen Menschen und ihren Bezugspersonen. Obwohl sie sich häufig in einer prekären Lebenssituation befinden, kann ihre Gesundheit insbesondere durch Beteiligungs- und Teilhabemöglichkeiten gezielt gestärkt werden. Die Förderung der Lebensqualität der pflegebedürftigen Menschen kann zugleich zu Entlastungsmomenten für die Pflegepersonen führen und gesellschaftlich Mut für das Altern machen. Die Gesundheitsförderung der Bezugspersonen hat eine ebenso große Bedeutung wie die der zu pflegenden Menschen. Schon die Erfahrung von gelebten Beteiligungsmöglichkeiten kann sich positiv auf die Gesundheit von allen Menschen auswirken.

Herausforderungen

Für gesundheitsförderliche, partizipative Prozesse bedarf es finanzielle, aber insbesondere zeitliche und personelle Ressourcen auf lange Sicht. Insbesondere die letzten beiden sind im Pflegealltag – sowohl (teil-)stationär als auch ambulant – selten. Der Personalmangel ist in vielen Einrichtungen zu spüren, die Anforderungen an die Versorgung steigen hingegen kontinuierlich. Zudem stehen nicht immer flächendeckend und wohnortnah Pflege- oder Entlastungsangebote zur Verfügung.

Unsere Handlungsansätze

Wir arbeiten mit den beteiligten Personen- und Akteursgruppen daran, gemeinsam eine lebenswerte und qualitativ hochwertigen Pflege zu gestalten. Im Spezifischen umfassen unsere Ansätze:

  • die Sensibilisierung für die physische, psychische und soziale Gesundheit der Dialoggruppen
  • die Sensibilisierung für die Ressourcen und Individualität von pflegebedürftigen Menschen
  • die Beteiligung pflegebedürftiger Menschen und ihrer Bezugspersonen bei der Gestaltung ihres täglichen Lebens
  • die Sensibilisierung für die Bedarfe und Potenziale der Gesundheitsförderung sowohl bei pflegebedürftigen Menschen als auch bei den Bezugspersonen
  • die Erstellung von Expertisen zu definierten Fragestellungen zur pflegerischen Versorgung
  • Evaluationen von Interventionen in der Praxis

Dazu bieten wir:

  • Informations- und Wissensvermittlung
  • Qualifizierung für den beruflichen Pflegealltag
  • Vernetzung von Pflegepersonal, Pflegedürftigen, Bezugspersonen und kommunalen Akteur:innen
  • Beratung und Prozessbegleitung bei der Umsetzung von Gesundheitsförderung und der Etablierung nachhaltiger Strukturen
  • Beratung und Prozessbegleitung zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung