Orte der Pflege
Orte der Pflege
Pflegebedürftigkeit kann uns in jeder Lebensphase treffen und hat enorme Auswirkungen auf unser Leben. Die Orte, an denen Pflege stattfindet und gelebt wird, sind vielfältig: Ambulant sind es oft Wohngemeinschaften oder die häusliche Versorgung durch Pflegedienste. Im stationären Setting sind es klassisch Pflegeeinrichtungen und Kliniken. Im teilstationären Bereich sind es die Einrichtungen der Tagespflege. Auch Kommunen und Gemeinden sind Orte, an denen pflegerische Versorgung durch die Vernetzung und Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteur:innen und Einrichtungen gestaltet werden kann. Der größte Teil der Pflegearbeit wird allerdings nach wie vor informell durch Bezugspersonen im häuslichen Umfeld geleistet. Gesundheitsförderung an Orten der Pflege soll dazu beitragen, die Gesundheit von pflegebedürftigen Menschen, ihren Bezugspersonen und Beschäftigten in den Blick zu nehmen, Übergänge in verschiedene Pflegesettings strukturell zu gestalten und eine qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung zu sichern.
Hintergrund
Das Auftreten von Pflegebedürftigkeit bedeutet für den betroffenen Menschen selbst, aber auch für das persönliche Umfeld das oft plötzliche Eintreten einer potenziell kritischen Lebenslage und die Notwendigkeit, professionelle Versorgungsstrukturen und Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen. Die erlebte Abhängigkeit von anderen und zum Teil auch die erforderliche Veränderung der Wohnsituation verstärken das Gefühl des Kontrollverlustes über das eigene Leben. Dies kann sich insgesamt negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken.
Dennoch bieten jede Lebensphase und jedes Lebensalter Potenziale und verschiedene Formen von Bewältigungsstrategien, die es ermöglichen, mit einschneidenden Lebensereignissen umzugehen und den Gesundheitszustand positiv zu beeinflussen. Es gilt, diese Personengruppen, die wenig gehört und gesehen werden, in ihrer Individualität zu unterstützen, ihre Teilhabe zu ermöglichen und ihre Anliegen und Wünsche sichtbar zu machen.
Ziele
Mit unserer Arbeit möchten wir dazu beitragen:
- pflegerische Versorgungssicherheit systematisch zu fördern
- die Lebensphase mit Pflegebedürftigkeit zu entstigmatisieren
- gesundheitsförderliche Potenziale in dieser Lebensphase aufzuzeigen
- Teilhabechancen systematisch zu erhalten
- gesunde Orte der Pflege zu schaffen und fördern
- Dialoggruppen als Expert:innen der eigenen Lebenswelt zu verstehen und mitbestimmen zu lassen
- Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege zu etablieren
- die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Maßnahmen, Projekten und Strukturen zu fördern.
Potenziale
Eine zentrale Chance der Gesundheitsförderung ist es, die Bedarfe und Bedürfnisse der Dialoggruppen (pflegebedürftige Menschen, Angehörige und Bezugspersonen sowie Beschäftigte) sowie ihre Ressourcen und Fähigkeiten wahrzunehmen beziehungsweise zu fördern. Die Menschen wissen selbst am besten, was ihnen guttut. Durch eine gleichberechtigte Beteiligung aller Menschen, die in Orten der Pflege leben und arbeiten, können unterschiedliche sowie individuelle Aspekte von Wohlbefinden sichtbar werden und neue ressourcenorientierte Sichtweisen entstehen. Die Orientierung an den Dialoggruppen bietet die Chance, Bestehendes zu reflektieren, Strukturen aufzubrechen und nachhaltig, orientiert an den Bedarfen und Bedürfnissen der Pflegebedürften, gemeinsam mit ihnen zu gestalten. Auch das Verständnis füreinander wird gestärkt – unter den pflegebedürftigen Menschen sowie zwischen Leitung, Mitarbeitenden, Pflegebedürftigen und Bezugspersonen. All dies kann auch zu einer erhöhten Mitarbeiterzufriedenheit führen.
Ganz konkret kann auch die Gesundheit der Pflegebedürftigen verbessert werden. Bereits das Gehört Werden und Mitgestalten kann einen positiven Einfluss auf die Gesundheit nehmen. Durch die Beteiligung und Ressourcenorientierung wird die Heterogenität der Gruppe sichtbar und kann zur Entstigmatisierung dieser Personengruppe – von einem defizitorientierten hin zu einem ressourcenorientierten Pflege-/Altersbild – beitragen. Darüber hinaus können Angebote und Strukturen zur Gesundheitsförderung und Prävention geschaffen werden.
Der Zugang über Kommunen ermöglicht es zudem, relevante Akteur:innen und Einrichtungen zu vernetzen und so Strukturen zu schaffen, die eine gute pflegerische Versorgung an verschiedenen Orten der Pflege sicherstellen.
Herausforderungen
Pflegearbeit hat in Deutschland einen geringen politischen Stellenwert und erfährt auch in der Gesellschaft nur geringe Anerkennung. Gleichzeitig bestehen hohe und vielseitige Anforderungen an die Pflegequalität – sowohl von politischer als auch gesellschaftlicher Seite. Schauen wir konkret auf die Möglichkeiten der Gesundheitsförderung in Orten der Pflege, besteht häufig die Herausforderung darin, das, was die Menschen vor Ort brauchen und wünschen, im Rahmen des gesetzlich Möglichen umzusetzen.
In Orten der Pflege selbst stellt die kontinuierliche Beteiligung und Kommunikation aller am Gesundheitsförderungsprozess Involvierten, insbesondere der Pflegebedürftigen, eine Herausforderung dar. Dies ist jedoch Voraussetzung dafür, um Gesundheit in all seinen Facetten wahrnehmen zu können. Die Branche ist geprägt durch einen Fachkräftemangel bei gleichzeitig hoher Arbeitsbelastung. Es fehlen nicht selten die zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen für Projektarbeit und langfristige gesundheitsförderliche Prozesse. Auch die nachhaltige Überführung von Projekten in langfristige Strukturen des Alltags stellt unter diesen Rahmenbedingungen eine Herausforderung dar.
Unsere Handlungsansätze
Wir arbeiten gemeinsam mit den beteiligten Personen- und Akteursgruppen daran, gemeinsam eine lebenswerte und qualitativ hochwertigen Pflege zu gestalten. Im Spezifischen umfassen unsere Ansätze:
- die Sensibilisierung für die physische, psychische und soziale Gesundheit der Dialoggruppen
- die Sensibilisierung für die Ressourcen und Individualität von pflegebedürftigen Menschen
- die Beteiligung pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen bei der Gestaltung ihres täglichen Lebens
- die Sensibilisierung für die Bedarfe und Potenziale der Gesundheitsförderung sowohl bei pflegebedürftigen Menschen als auch bei Fachkräften und Angehörigen
- die Erstellung von Expertisen zu definierten Fragestellungen zur pflegerischen Versorgung
- Evaluationen von Interventionen in der Praxis
Dazu bieten wir:
- Informations- und Wissensvermittlung
- Qualifizierung für den beruflichen Pflegealltag
- Vernetzung von Pflegepersonal, Pflegedürftigen, Angehörigen und kommunalen Akteur:innen
- Beratung und Prozessbegleitung bei der Umsetzung von Gesundheitsförderung und der Etablierung nachhaltiger Strukturen
- Beratung und Prozessbegleitung Prozesse zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung