Vereinsgeschichte

Ein Haufen alter Fotos

Vereinsgeschichte

Förderung von Chancengleichheit und Kooperation seit 1905.

Die Landesvereinigung wird 1905 als Hauptverein für Volkswohlfahrt in Hannover gegründet. Sie ist damit die älteste Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Schon seit der Vereinsgründung stehen benachteiligte Bevölkerungsgruppen im Fokus der Vereinsarbeit. Ziel ist es bis heute, durch Qualifizierung, Vernetzung und Kooperation die gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern, damit alle Menschen ein Leben in Gesundheit und Wohlergehen führen können.

Die Aktivitäten und Handlungsprinzipien haben sich über die Jahre dennoch gewandelt. Wann und wie? Lesen Sie dazu unsere Vereinsgeschichte!

 

1905

Am 28. Januar wird der „Hauptverein für Volkswohlfahrt" in Hannover gegründet. Er soll der staatlichen Gesundheitsfürsorge unterstützend zur Seite stehen und verschiedene Zweige der Wohlfahrtspflege zusammenfassen.

Gründungsväter sind Dr. von Wentzel, Oberpräsident der Provinz Hannover, und Dr. Wilhelm Liebrecht, Geheimer Regierungsrat und zugleich Leiter der Landesversicherungsanstalt Hannover. Bis Ende 1905 treten 307 Einzelpersonen, darunter insbesondere Politiker, Beamte und Pfarrer, sowie 45 Vereine dem Hauptverein bei. Unter den Mitgliedern sind acht Frauen.

Zu den ersten Vereinsaufgaben zählen die Aufklärung über die Tuberkulosekrankheit, nachsorgende Maßnahmen für Erkrankte, Fürsorge für die Familien von Tuberkulosekranken, sowie die Hilfe bei der Errichtung von Tuberkuloseheilstätten. Das zweite Aufgabengebiet sieht man in der Verbesserung der Wohnbedingungen der Arbeiterschaft.

Das Vereinsgebiet umfasst zunächst die Provinz Hannover und die Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Pyrmont.

1905 – 1929

Nach der Gründung des Vereins werden bis in die 1920er Jahre mehrere Wanderausstellungen unter anderem zur Tuberkulose-Aufklärung organisiert.

Daneben betreibt der Verein ab 1907 eine Zentralbauberatungsstelle für gesunde Bauweise „unzumutbarer Zustände in Arbeiterwohnvierteln“.

1917 – 1925

Die Provinzialstelle „Landaufenthalt für Stadtkinder“ wird als Arbeitsgemeinschaft des Vereins gegründet. Sie bringt Stadtkinder zur Erholung in Privathaushalten auf dem Land unter. Allein im Jahr 1917 werden 44.000 Landpflegestellen organisiert.

1919

Umbenennung in „Landesverein für Volkswohlfahrt e. V.“

1925

Der Verein kauft das Kindererholungsheim „Waldhöhe“ in Elend im Harz, um Stadtkindern mehrwöchige Kuraufenthalte zu ermöglichen. Indikatoren für einen Aufenthalt sind Unterernährung, allgemeine konstitutionelle Schwäche, Blutarmut und Neigung zu Bronchialerkrankungen. Das Haus wird von Diakonissen aus dem Mutterhaus in Rotenburg geleitet.

Das Erholungsheim wird bis in die ersten Kriegsjahre hinein betrieben. Nach dem 2. Weltkrieg gehört es zum Gebiet der DDR, bereits 1954 besteht keine Verbindung mehr zum Haus.

1927

Nach einjähriger Bauzeit eröffnet der Verein ein zweites Erholungsheim: Die Kinderheilstätte „Sülfmeister“ in Lüneburg. 80 Kinder können in dieser Heilstätte für mindestens acht Wochen an einer Kur teilnehmen. Das Haus ist insbesondere für chronisch erkrankte Kinder vorgesehen.

Die Zielsetzung der Heilstätte „Sülfmeister“ bleibt bis nach dem 2. Weltkrieg bestehen. Bei der Neustrukturierung des Vereins 1957 erhält die Landesversicherungsanstalt, mit der seit Vereinsgründung eine enge Bindung besteht, ein Schenkungsangebot. Der Verein entlastet sich damit nach großen finanziellen Verlusten während der Währungsreform von den hohen Unterhaltskosten.

1925 –

Der Verein beschäftigt eine hauptamtliche Wandernüchternheitslehrerin. Sie bereist die Provinz Hannover und hält in Schulen und Berufsschulen Unterrichtsstunden zum Thema Alkohol. Man verspricht sich von der Arbeit von Wanderlehrer:innen sowohl Aufklärung über gesundheitliche Fragen bei den Schüler:innen als auch ein verstärktes Problembewusstsein bei den Lehrer:innen. Allein im Zeitraum 1925-30 besucht die Wanderlehrerin des Vereins 1369 Schulen; 86.499 Schüler:innen und 4.685 Lehrer:innen nahmen teil.

Ausstellungen zur gesundheitlichen Aufklärung bilden weitere Aktivitäten des Vereins in diesen Jahren.

1935

Umbenennung in „Landesverein für Volksgesundheitspflege in Hannover e. V.“ Jüdische Vereinsmitglieder werden ausgeschlossen.

1943/44

Die Geschäftsstelle wird durch Bombardierung völlig zerstört. Der Vereinssitz wird übergangsweise nach Bad Pyrmont verlegt, kehrt 1944 jedoch nach Hannover zurück.

Die Heilstätten Elend und Sülfmeister werden von der Wehrmacht als Reservelazarette beschlagnahmt.

1945 – 1957

Der Verein ruht zwischen 1945 – 1948 aufgrund der Gesetze der Militärregierung. Der Währungsschnitt im Juni 1948 führt zu erheblichen finanziellen Verlusten sowie der Einschränkung der Vereinsarbeit in den Nachkriegsjahren.

In den Jahren 1955 bis 1957 erhält der Verein eine neue Mitgliederstruktur und wird zu einem „Landesausschuss für gesundheitliche Volksbelehrung“ entwickelt. 1957 erfolgt die Umbenennung in „Landesverein für Volksgesundheitspflege Niedersachsen e. V.“.

1963

Einrichtung des „Informationsdienstes für Gesundheitserziehung in Niedersachsen“. Die erste Ausgabe erscheint im April 1963 mit einer Auflage von 1.500. Die Publikation wird kontinuierlich herausgegeben, ab Oktober 1973 unter dem Titel „inForm: Zeitschrift für Gesundheitserziehung" in den Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die letzte Ausgabe der „inForm“ erscheint 1990.

1968

Am 15.11.1968 wird die Akademie für Sozialmedizin e. V. in Hannover gegründet. Zweck der Akademie ist es, „einen Mittelpunkt zur Förderung und Verbreitung der Sozialmedizin zu bilden.“ Dazu bildet sie Ärzt:innen und andere interessierte Gruppen im Rahmen von Kursen, Vorträgen und anderen wissenschaftlichen Veranstaltungen auf dem Gebiet der Sozialmedizin fort.

Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte arbeiten die Landesvereinigung und die Akademie immer wieder eng zusammen. 2008 werden beide Vereine unter einem gemeinsamen Vereinsdach zusammengeführt. Sozialmedizin bildet seither einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt der LVG & AFS.

1954 – 1992

Neben der Verbreitung von Gesundheitsinformationen bilden Fortbildungen für Gemeindeschwestern zu Gesundheitsthemen den Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Die finanziellen und damit auch die gestalterischen Möglichkeiten sind in diesen Jahrzehnten eher gering.

Ab 1993

Die Vereinsarbeit erfährt eine wesentliche Neuausrichtung: weg von dem Fokus auf Gesundheitserziehung und einfachen Interventionen, hin zum „Capacity Building“ und integrierten Handlungskonzepten in unterschiedlichen Lebenswelten. Grundlage der neuen Aktivitäten bilden bis heute die Prinzipien der Gesundheitsförderung und Prävention der Ottawa-Charta von 1986. Wesentlich sind ein umfassendes Verständnis von Gesundheit, der Lebensweltansatz, die Qualifikation von und Zusammenarbeit mit Multiplikator:innen, sowie Vernetzung und Kooperation. Mehr darüber finden Sie unter „Wie wir arbeiten“.

Im Herbst 1993 erscheint die erste Ausgabe der Fachzeitschrift "impu!se für Gesundheitsförderung".

2008

Die Landesvereinigung für Gesundheit und die Akademie für Sozialmedizin werden in einem gemeinsamen Verein zusammengeführt. Der neue Vereinsname lautet „Landesvereinigung für Gesundheit und die Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.“

Seit 2014

Beginn der Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung für Gesundheit Bremen e. V., die von einem ehrenamtlichen Vorstand geführt wird. Nach zunächst einem gemeinsamen Kooperationsprojekt, „Gesunde Quartiere in Bremen und Bremerhaven“, kommen in den Folgejahren sukzessive weitere Projekte im Land Bremen hinzu.

2015/2016

2015 verabschiedet der Bundestag das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention. Das sogenannte „Präventionsgesetz“ nimmt insbesondere die Sozialversicherungsträger in die Pflicht, mehr Geld in die Primärprävention und Gesundheitsförderung zu investieren. Die Leistungsarten umfassen die individuelle verhaltensbezogene Prävention, die Prävention und Gesundheitsförderung in Lebenswelten sowie die betriebliche Gesundheitsförderung. Bundesweit nehmen seit 2016 die Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und Prävention zu.

Auch die LVG & AFS kann ihre Arbeit ihm Rahmen des Präventionsgesetzes in unterschiedlichen Lebenswelten seither erheblich auszuweiten. In Kooperation mit einer Vielzahl von Partner:innen werden in Niedersachsen und Bremen neue Projekte zur Gesundheitsförderung insbesondere in Kommunen, in Bildungssettings sowie in Pflegeeinrichtungen entwickelt und umgesetzt.

2020/2021

Die Corona-Pandemie beeinflusst auch die Arbeit der Landesvereinigung. Innerhalb kürzester Zeit werden Fachtagungen und Qualifizierungsangebote auf digitale Formate umgestellt. Auch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner:innen in den Projekten muss den Gegebenheiten des Infektionsschutzes angepasst werden, die Aktivitäten können jedoch weitgehend in neuen Formaten fortgesetzt werden.

Zur Bewältigung der Pandemie werden Anfang 2021 in Bremen „stadtteilbezogene Unterstützungsangebote“ und damit die bis dato umfangreichsten Projekte in Bremen gestartet: Initiiert und gefördert von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz der Freien Hansestadt Bremen werden Gesundheitsfachkräfte in zunächst 14 benachteiligten Quartieren eingesetzt sowie mehrsprachige Informationsmaterialien rund um die Corona-Schutzmaßnahmen entwickelt

2022

Die Kooperation mit Akteur:innen und die Projektarbeit im Land Bremen sind bereits seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der LVG & AFS. Im Jahr 2022 wurde diese Arbeit durch einen Meilenstein in unserer Vereinsgeschichte bekräftigt: Mit einer Satzungsänderung der LVG & AFS wurde der Weg freigemacht, um künftig Vereinsmitglieder aus Bremen aufzunehmen und die länderübergreifende Arbeit künftig unter einem gemeinsamen Vereinsdach – der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e. V. – fortzusetzen und zu stärken. Die LVG Bremen e. V. wurde auf Beschluss ihrer Mitgliederversammlung als eigenständiger Verein aufgelöst.